Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Die niederländische Malerei am 
Schlusse 
des fünfzehnten 
Jahrhunderts. 
Pilger unterstützte, gemalt und enthielt die lebensgrossen Gestalten 
der Apostelftirsten und darunter eine „sehr artige" Landschaft mit 
Pilgern Das andere war nur in einer Copie erhalten; es zeigte die 
Erweckung des Lazarus und zwar in einem sehr wohlausgeführten 
Tempel, zwischen dessen Säulen man viele Gestalten sah. Das Bild 
muss miniaturartig reich ausgeführt gewesen sein, da nach einer 
unserm Berichterstatter mitgetheilten Anekdote Heniskerck vor dem- 
selben geausscrt haben soll, er wisse nicht, was der Mann gegessen 
habe, da solcher Fleiss unmöglich bezahlt worden wäre. Selbst diese 
Bilder existiren nicht mehr, und kein anderes bezeichnetes oder be- 
glatibigtes Bild dieses Meisters ist entdeckt. [Klgl den Anonimo des 
Morelli, Bassano MDCCC. p. 76.] Glücklicher sind wir bei Geertgen. 
Zwar fand van Mander von ihm, der überdies bei seiner kurzen 
Lebenszeit nur wenige Bilder hinterlassen habe, nur noch den Flügel 
eines zerstörten Altarwerkes der J ohanniterkirche vor und zwar schon 
damals die beiden bemalten Seiten auseinandergesägt, aber seine Be- 
Schreibung lässt keinen Zweifel übrig, dass diese Bilder mit zivei im 
Belveclere zu Wien befindlichen (Nr. 58 u. 60) identisch sind. Das 
eine derselben enthält die Kreuzabnahnie, das andere eine, den 
J ohanniterorden besonders interessirenrle Legende, nämlich die Schick- 
sale der Gebeine des Täufers. Im Vorgrunde sieht man den Kaiser 
Julianus Apostata, der in seinem Christenhasse das Ausgraben und 
Zerstreuen dieser Gebeine geboten hatte, zugleich aber auch die 
Mönche, welche dies Heiligthum retteten; im landschaftlichen Hinter- 
grunde alsdann durch Felsen oder andere landschaftliche Gegenstände 
getrennt die übrigen Momente der Legende, beginnend mit der Be- 
stattung in Gegenwart Christi, bis dahin, wo Johanniter die Reliquien 
ihres Patrons in Empfang nehmen. Der Ton der Bilder ist ein bräun- 
licher, die Farbe kräftig und ernst, aber sehr harmonisch, die Köpfe 
sind individuell, Ausdruck und Bewegungen mannigfaltig, von Gefühl 
und selbständiger Beobachtung zeugend, die Figuren, wenn auch nicht 
übermässig eckig und gestreckt, doch mager und von herber, strenger 
Form, die Landschaft aber (besonders auf dem zweiten Bilde) mit 
grossem Geschicke und Beilagen ausgeführt, so dass die Eigenthüni- 
lichkeit dieser Tafeln der chronologischen Bestimmung van lllanders 
und der Beschreibung, die er von Albrecht von Ouwater, dem Meister 
des Geertgen giebt, sehr wohl entspricht. [Bei Friedr. Lippmann in 
Wien eine Tafel aus der Geschichte der hl. Lucia, die ebenfalls von 
Geertgen zu sein scheint] 1). 
über diese Bilder 
und 
ihre 
Geschichte Passavant 
Kunstblatt 
1841
	        
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