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der Weyden und seine Handrischen Zeitgenossen.
Roger van
gemäldes in Oel, die Haltung und der Ausdruck der Gestalten, die
Gewandbehandlung und die ganze Anordnung tragen den Charakter
der Eyck'schen Schule. Die sorgfältig behandelten Köpfe, namentlich
die lieblichen Züge der Jungfrau, zeigen einen sehr tüchtigen Meister,
zumal da eine Wandmalerei dieser Art denn doch nicht die Feinheit
der Ausführung und die Harmonie der Farben erlangen konnte, wie
die Tafelbilder, welche daher noch besser gewesen sein werden.
Etwas später scheint zufolge dieser archivalischen Nachrichten
ein gewisser Daniel de Rycke, dessen-Namen weder Vasari noch
van Mander anführen, der vornehmste Maler in Gent gewesen zu
sein. Aus einer hialerfamilie stammend, wurde er 1448 in die Gilde
aufgenommen, erhielt bald darauf Ehrenämter und war 1462 bis 1464
Aeltermeister. Aus den Jahren 1466, 1468, 1469 linden sich Be-
stellungen von Gemälden, die er erhielt, unter andern für den Haupt-
altar der Augustinerkirche zu Gent, vor Allem aber nimmt er bei
den Festen der Vermählung Karls des Kühnen zu Brügge im Jahre
1468 eine ausgezeichnete Stellung ein. Er tritt dabei nicht bloss mit
drei Gesellen auf, während alle anderen Maler allein stehen, sondern
erhält auch für seine Person mehr als das Doppelte des Tagelohnes
der meisten anderen und bedeutend Inehr, als Hugo van der Goes 1).
Dies Verhältniss war nun zwar kein bleibendes; bei dem Einzug des
genannten- Fürsten im folgenden Jahre zu Gent wurde de Rycke nur
mit der malerischen Ausschmückung zweier Thore beauftragt und er-
hielt eine geringere Bezahlung als Hugo, der die allegorischen Bilder
in den Strassen zu malen hatte; indessen immerhin ist es bemerkens-
werth, um zu zeigen, dass sich die flandrische Schule in grösserer
Breite entwickelte, als es die Berichte Vasarfs und van hiandens er-
kennen lasseni).
einem beschädigten Blatte geschrieben war, das verloren gegangen und nur nach
der Erinnerung des F inders wiedergegeben ist (p. 76). Dagegen weist Herr de
Busscher a. a. 0. S. 82 urkundlich nach, dass Jacob de Ketelboetere schon 1441
ür Nabor eine Bürgschaft übernahm und dieser dagegen 1444 seine Aufnahme
(als Ehrenmitglied) in die Ixlalerzunft vermittelte, so dass ein mehrjähriges nahes
Freundschaftsverhältniss bestand, welches nicht annehmen lässt, dass der Besteller
seinen Freund Nabor übergangen habe.
1) Vgl. de Busscher a. a. O. S. 96, 101 ff. 115 ff.
2) Vgl. über weitere berühmte Künstlernamen dieser Zeit Crowe und Caval-
caselle, deutsch von A. Springer, S. 194 E.