Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Goes. 
Leben und Werke des Hugo van der 
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Kloster nach Löwen und bezeichnete ihn dabei als einen der be- 
deutendsten Maler, die man hier im Lande zu finden wüsste 1). Sein 
Ende war traurig; auf dem Rückweg von Köln, wohin er mit seinem 
Bruder und mehreren anderen Mönchen gereist war, verüel er in 
eine Geisteskrankheit, die ihn bis zu seinem Tode (1482) nicht ganz 
verliess. Aber auch in seiner Grabschrift hört man nur den male- 
rischen Ruhm, auf den seine Klostergenossen stolz warenä). Welches 
Alterer erreichte, ist uns nichtberichtet; ebenso wenig ist seine Jugend- 
geschichte bekannt. Er scheint indess aus einer hfalerfamilie zu 
stammen, wenigstens sind in dem Amtsregister der Genter Maler- 
gilde mehrere seines Namens genannt, namentlich schon im Jahre 
1895 ein Hugo van der G_oes, vielleicht sein Grossvater. Aber ob 
er in Gent selbst seine Lehrjahre durchgemacht, oder 0b er wirklich, 
was nach den vorhandenen Daten möglich aber nicht wahrscheinlich 
ist, noch ein Schüler Johanns van Eyck gewesen, sogar in welchem 
Jahr er das hieisterrecht erlangt hat, ist unbekanntg). Jedenfalls 
blieb sein Name in der Erinnerung der Kunstfreunde und zwar, wie 
es scheint, als der eines Meisters, der sich durch zarte Motive und 
feine miniatiirartige Ausführung auszeichnete. Darauf deutet das 
kurze Lob, welches Lemaire seinem Namen beifügtf) und die Schil- 
derung seiner Bilder bei van Mander, unter Anderem die eines 
hlarienbildes über einem Grabe in St. Jacob in Brügge, das nur 
anderthalb Fuss gross, aber von bewundernswürdiger Ausführung auch 
der Kräuter und Steine des Bodens gewesen sei und besonders durch 
anmuthige Sittsamkeit der Jungfrau angezogen habe. Noch mehr 
1) Er wird darin (vielleicht aus Rücksicht auf seine klösterliche Eigenschaft) 
nicht mit Namen genannt, sondern bezeichnet als einer der „notabelsten Maler, 
die man binnen Landes hier umher zu finden wusste, der geboren ist von der 
Stadt Gent und nun wohnhaft: in Rooden-Clooster". De Laborde a. a. O. Introd. 
p. 147 und Schayes im Bulletin de PAcad. etc, t. XIII. 2. partie. p. 341. 
9) Sweertius, Monumenta sepulcralia Brabantiae Antw. 1613 S. 328. Pictor 
Hugo van der Goes humatus hic quiescit. Dolet ars cum similem sibi modo nescit. 
3) Das Archiv der Malergilde von Gent ist im Jahre 1540 zerstört und das 
Register der Beamten und Meister nur später nach einzelnen vorhandenen Notizen 
hergestellt worden. Daher erklärt es sich, dass der Name unsres Hugo darin 
gar nicht vorkommt, obgleich die von de Busscher aufgefundenen und publicirten 
Urkunden vollständig beweisen, dass er als Geschworener und Dekan der Gilde 
fungirt hat. A. a. O. S. 111-113. Vgl. 189. [Orowe und Cavalcaselle a. a. 0., 
deutsche Ausgabe S. 167 sagen indess: "Unser Hugo erwarb sein Meisterrecht in 
Gent im J_ 1465",  freilich ohne Angabe einer Quelle] 
4) Hugues de Gand, qui tant eut les tretz netz (der einen so sehr reinen 
Strich hatte). S. den Auszug aus der Couronne margaritique bei Pinchart a. a, 0, 
p. CCXXII.
	        
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