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Weyden und seine fiandrischen Zeitgenossen.
der
Roger van
der ilandrische Geschichtschreiber Sander geben ihm Brügge zum
Wohnort, aber schon 1516 hatte ihn Lemaire in dem oben erwähnten
Gedichte der Couronne margaritique als Hugo von Gent aufgeführt
und dies ist das Richtige. Gleichzeitige Urkunden nennen ihn als
aus Gent gebürtig 1) und ergeben, dass er von 1465 oder 1466 bis
1475 Mitglied der dortigen Malergilde war und wiederholt Arbeiten,
allerdings meistens handwerklicher Art, für die Stadtbehörde lieferteß).
Im Jahre 1468 kommt er unter den zahlreichen Künstlern und Hand-
werkern vor, welche für die Einholung der Gemahlin Karl's des
Kühnen in Brügge mit decor-ativen Arbeiten beschäftigt waren und
zwar nur mit einem sehr mäissigen Tagelohneg). Indessen war er
bereits ein angesehener Mann, da er noch in demselben Jahre das
Amt eines Geschworenen der Zunft und demnächst von 1473-1475
sogar das höchste Ehrenamt derselben, das des Dekans bekleidete.
Bald darauf aber trat er in das Kloster der Augustiner Chorherren
zu Rooden-Clooster bei Soignies, wo sich sein leiblicher Bruder bereits
als Mönch befand. Ob er sich hier noch mit der Ausübung seiner
Kunst befasst, wissen wir nicht; indessen ist es wahrscheinlich, und
jedenfalls folgte ihm sein künstlerischer Ruhm in die Klosterzelle.
Eine neuerlich aufgefundene Klosterchronik erzählt, dass er hier vor-
nehme Besuche, namentlich den des Erzherzogs Maximilian gehabt,
und dass die Nachsicht des Priors ihm die Theilnahme an den reichen
Mahlzeiten dieser Gäste vielleicht zum Nachtheile seiner Gesundheit
gestattet habe4). Und als es darauf ankam, die unvollendet ge-
bliebenen Bilder eines andern berühmten Künstlers, des Dierick Bouts,
abzuschätzen, rief man ihn 1479-80 aus seinem ziemlich entfernten
Bild. Er wird also durch irgend eine Verwechselung diesen Namen von den Vor-
stehern der Kirche oder des Hospitals erhalten haben. Guicciardini folgte dann
seiner Autoritätl; 4
1) Dies in der unten zu erwähnenden Notiz der städtischen Rechnungen von
Löwen über die Abschätzung der Gemälde des Dierick Bouts. litjuaä
f) Edmond de Busscher: Recherches sur les peintres Gantois pag. 69, 105 ff. III.
3) Er erhielt 14 Sols, während sechs andere höher bezahlt wurden, bis zu
27 Sols. Allerdings erhielt die Mehrzahl bedeutend weniger, bis zu 6 Sols und
noch weniger. Vgl. die Rechnungsauszüge bei De Laborde a. a. O. Appentlice
tome II. Preuves; bei de Busscher a. a. 0. p. 100 und bei Michiels III. 422.
4) Auszüge aus dieser noch nnedirten, von einem Klostergenossen Hugols, dem
Mönche Caspar Ofhuys (t 1523) verfassten Chronik giebt Wauters in den Bulletins
de PAcad. roy. de Belgique 2. Serie tome XV. Nro. 5 und in seiner kleinen treff-
lichen, nur was Bilderbestimmung anlangt, unkritischen Monographie: Hugues van
der Goes, sa vie et ses oeuvres, Bruxelles 1872, p. 12 ff. Vgl. Pinchart a. a. 0.
p. 175, 176.