Petrus
Cristus.
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liehen Nachrichten kann er nicht wohl 1417 gemalt haben und nicht
Schüler Hubertfs gewesen sein, dass er in diesem Verhältnisse zu
dem jüngeren Bruder gestanden, hat nur in dem Umstande einen
Anhaltspunkt, dass der Teppich auf seinem Madonnenbilde im Museum
zu Frankfurt genau derselbe ist, wie der auf dem daselbst befind-
lichen Bilde Jan's van Eyck. Indessen kann es auch sein, dass dieser
Teppich nach deni Tode Johanns (1440) in andere Hände und selbst
in den Besitz des Petrus Cristus gelangt ist. Unter seinen Bildern zeigt
eben dies in Frankfurt befindliche (Nlaria das Kind auf dem Schoosse,
daneben St. Hieronymus und St. Franciscus) eine dem Jan van Eyck
sehr nahestehende Tendenz, die miniaturartige Ausführung, die Vor-
liebe für durchsichtige Gegenstände (hier Säulen am Throne der
Madonna), für stofflichen Reichthum und weite landschaftliche Aus-
sicht. Aber die Farbe hat nicht die Kraft und Schönheit, wie bei
Johann, die Fleischtöne sind gelblicher, die Landschaft ist matter.
Noch starker zeigen sich diese Mängel auf dem (jetzt im Besitze des
Banquiers Oppenheim in Köln befindlichen) Bilde von 1449, welches
unser Künstler für die Goldschmiedezunft in Antwerpen malte. Es
stellt in halben Figuren und in grösserer Dimension (3' 4" br. 3'
8" hoch) den hl. Eligius, den Patron dieser Zunft dar, wie er in
seiner Werkstatt einem Brautpaare einen Trauring verkauftl). Die
Scene ist durch die schlichte und naive Haltung der Figuren an-
ziehend, aber der geistige Gehalt der Köpfe ist unbedeutend, die
Zeichnung (vielleicht schon wegen der grösseren Dimension) hart und
steif, die Farbe schwer und dunkel [neuerlich restaurirt von Brasseur].
Mit bedeutenderen Aufgaben beschäftigt finden wir unsern Meister
auf zwei zusammengehörenden Tafeln, welche mit seinem Monogramm
und der Jahreszahl 1452 versehen, früher die Flügel eines Altares
in einer Kirche zu Burgos bildeten und jetzt dem Berliner Museum
kg
(auf dem Bilde des hl. Eligius mit dem Brautpaare im Besitze des
Barons v. Oppenheim zu Köln). Das Portratbild eines jungen
Mädchens (im Berliner Museum Nro. 532) soll sogar auf dem verloren gegangenen Rah-
men ausführlich als Opus Petri Christophori bezeichnet gewesen sein. Allein nicht bloss
Vasari und Guicciardini nennen den Namen anders, jener Petrus Crista, dieser Pietro
Creste, sondern auch die Urkunden, sowohl die von Brügge, als ein Rechmmgsbuch
des Klosters St. Aubert zu Cambray, für welches er (pictor et incola Brugensis)
mehrere Copicn eines hochverehrten Madonnenbildes geliefert, nennen ihn Petrus
Cristus, und da er dabei ein Mal ausdrücklich als Sohn Peter's bezeichnet ist, hat
der Name Christophori, so wahrscheinlich er auch nach jenen Monogrammen sein
mag, für uns weiter keine Bedeutung.
1) Abbildung bei E. Förster, Denkmale der Malerei Band VI. S. 85 und gute
Originalphotographie bei F. Raps in Köln.