Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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seine üandrischen 
Roger van der Weyden und 
Zeitgenossen. 
Roger's Wirksamkeit war eine sehr ausgedehnte. Erst in seinen 
Tagen nach dem Tode Jan's van Eyck verbreitete sich der Ruhm 
der ilandrischen Schule über Europa; seine Werkstätte erhielt Be- 
stellungen aus allen Ländern und nahm Schüler aus vielen derselben 
auf. Wir werden später Gelegenheit haben, mehrere derselben zu 
nennen und den grossen Einfluss, den er ausübte, zu schildern. 
Aber neben Roger lebte in Flandern eine grosse Zahl anderer 
Meister, welche, wie er, in der Weise der Eycläs malten und daher 
als mittel- oder unmittelbare Schüler derselben betrachtet werden 
können. Einige derselben sind uns durch unsre kunsthistorischen 
Quellen, durch Guicciardini, Vasari, van Mander oder durch ihre 
Bilder näher bekannt und verdienen daher hier zuerst der Erwähnung. 
Petrus Cristus ist einer der wenigen flandrischen Künstler, 
die ihre Bilder mit Namen, lllonogramm und zuweilen mit der Jahres- 
zahl zu bezeichnen pflegten. Da man nun auf einem seiner Werke im 
Staedelschen Museum zu Frankfurt das Jahr 1417 verzeichnet sah, 
das früheste Datum, das auf einem Oelbilde sich vorfand, glaubte 
man in ihm den frühesten Schüler der Eyck's und zwar nicht des 
Johann, der damals muthmaasslich noch zu jung war, sondern seines 
älteren Bruders entdeckt zu haben. Diese Jahreszahl ist indessen, 
wie man mit Sicherheit annehmen kann, nicht ursprünglich, sondern 
erst bei einer Restauration durch Missdeutnng der zum Theil zer- 
störten Ziifern entstanden; sie wird 1447 gelautet haben. Nach den 
urkundlichen Ermittelungen im Archiv zu Brügge erwarb Petrus 
Cristus, Peters Sohn aus Baerle bei Deynze den 6. Juli des Jahres 
1444 das Biirgerrecht jener Stadt und zwar. „um Maler zu sein". 
Auf seinen Bildern finden sich ausser der obengenannten noch die 
Jahreszahlen 1449 und 14232; in den Urkunden von Brügge wird er 
1451, 1454, 1462, 1467 und endlich-1472 erwähnt, wo er noch als 
Vertreter der dortigen Malergilde fungirtl). Nach diesen urkund- 
1) Diese Daten sind vorzugsweise durch James Weale (Le Belfroi Bd. I. 1863 
p. 235 ff.) ermittelt, die Restauration an der Jahreszahl ist durch O. Mündler fest- 
gestellt (Lübke in den Recensionen über bild. Kunst, Wien, 1864 S. 172). Passa- 
vant, indem er unsern Künstler mit einem in kölnischen Urkunden vorkommenden 
Maler Christoph identificirte (Kunstreise S. 422) und aus seinen in Spanien vor- 
gefundenen Bildern auf einen längeren zur Heranziehung von Schülern geeigneten 
Aufenthalt in diesem Lande schloss (Christliche Kunst in Spanien S. 75, 77), gab 
die Grundzüge zu einer inhaltreichen Lebensgeschichte, welche bei Crowe und 
Cavalcaselle, wiewohl mit Zweifeln, vorgetragen, jetzt aber, jenen urkundlichen Daten 
gegenüber unhaltbar ist. Auf seinen Bildern schreibt er seinen Namen Petrus XFR 
(so in Frankfurt) oder Petrus Xpi (so auf der Geburt Christi in Berlin) und
	        
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