dramatisch Bewegte.
Tragische,
Rogefs Richtung auf das".
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dürfen, das Wagniss lebensgrosser Figuren unternahm, zugleich aber
auch den landschaftlichen Hintergrund, diese neue Errungenschaft
der flandrischen Schule, aufgab und zum Goldgrund zurückkehrte.
Es kann sein, dass ihn auch hierbei der Wunsch seiner Besteller
leitete; die Brüder van Eyck hatten den Goldgruntl immer vermieden,
aber das grössere Publikum war damit keinesweges einverstanden,
bei grossen kirchlichen Gemälden wurde er noch oft gefordert und
angewendet. Auch ist es wahrscheinlich, das Roger selbst sich diesem
Verlangen gern fügte; der landschaftliche Hintergrund zerstreute,
schwächte den tragischen Eindruck der Figuren und war überdies
mit lebensgrossen Gestalten schwer zu vereinigen. Allein ebenso
wahrscheinlich fühlte er bald das Bedenkliche dieses Weges; es musste
ihm unheimlich werden bei einer Aufgabe, der seine Kenntniss des
menschlichen Körpers zu unvollkommen entsprach und bei der Ver-
zichtleistung auf das, was die Stärke und den Vorzug der iiandrischen
Schule ausmachte. Es ist nicht unmöglich, dass jene italienische
Reise vom Jahre 1450, obgleich er sie nicht mit künstlerischen Zwecken,
sondern aus kirchlicher Pietät unternommen hatte, ihm die Augen
öffnete, dass er durch den Vergleich mit der fremden Schule seine
Anlagen und Bedürfnisse und die seiner Nation besser kennen lernte.
Er verzichtete daher auf lebensgrosseGestalten und auf das Aeusserste
des Affects, vermied den Goldgrund, hielt sich zwar auch ferner in
dem Kreise ergreifender und dramatisch bewegter Hergiinge, dem
er seinen Ruhm verdankte, gab aber seinen ausdrucksvollen Figuren
wieder den naturalistischen Hintergrund, die lebensvolle Perspective
architectonischer Raume oder die sonnenbeschienene, in der reichsten
Fülle anmuthiger Einzelheiten prangende Landschaft. Es war eine
Annäherung an die Weise seiner Vorgänger, der Eyck's, aber auch
eine Rückkehr zu sich selbst von einer einseitigen Steigerung zu der
milden und harmonischen Stimmung, welche der Frömmigkeit und
dem Schönheitsgefühle seiner Landsleute und ihm selbst am meisten
zusagte.
Er schuf daher jetzt seine besten Werke und begründete eine
Richtung, die in der That im Vergleich mit der der Eyck's einen
Fortschritt darstellte, einen Fortschritt in realistischer Wahrheit, in-
dem erst so durch das Eingehen auf Leiden und Schmerz dem Leben
sein volles Recht wurde und ein Fortschritt der Schönheit, indem es
vor süsslicher Weichheit bewahrte und durch die Einfügung aufge-
löster Dissonanzen zu volleren Accorden gelangte.