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Biographie.
Carl Schnaasefs
stück Savignys, welches bezeugt, dass er bei ihm im Sommer 1816 Insti-
tutionen und Rechtsgeschichte, im darauffolgenden Wintersemester Pan-
dekten gehört habe. Das ist das einzige Document über den Gang
seines Lebens, das wir aus dieser Zeit besitzen. Auf das Studium
der Jurisprudenz hatte ihn weniger eine besondere Neigung, als die
Wahl des Vaters geführt. Er sagt darüber: „Mein Vater, der die
Nachtheile, welche aus dem Mangel eines festen und einfachen Lebens-
berufes erwachsen, an sich erfahren hatte, wollte an seinen Söhnen
den Versuch machen, sie durch frühzeitige Bestimmung an einen
solchen zu gewöhnen und zu fesseln. Ich war zur Wiederaufnahme
der von ihm verlassenen juristischen Amtsthätigkeit bestimmt und
fand bei meiner Unkenntniss des Lebens keinen Grund, dieser mir
seit meinen Knabenjahren wiederholten Anordnung zu widerstreben.
S0 bezog ich denn bald nach seinem. Tode, im Jahre 1816, die Ber-
liner Universität. Die Zeit war tieferer, wissenschaftlicher Ausbildung
nicht günstig. Die Kriege von 1813 und 1815 hatten die Jugend in
frühe praktische Thätigkeit eingeführt. Die meisten, welche, aus
ihnen zurückgekehrt, auf die Universität gelangten, waren daher auf
raschen Uebergang in das amtliche Leben bedacht, oder beschäftigten
sich mit unreifen Plänen eigenen tieferen Eingreifens in die politische
Entwicklung der Zeit. Wir Jüngeren, die an den Kriegen nicht
selbst Theil genommen hatten, wurden von diesem unruhigen Treiben
mehr oder weniger ergriffen; die Ruhe zu theoretischen Studien fehlte
mehr als je. Der Gedanke, von der Anordnung meines Vatersabzu-
weichen, kam daher in mir nicht auf. Dazu trat, dass Savignys
klarer, von philosophischer Wissenschaftlichkeit (lurchbildeter Vortrag
mich mit den juristischen Studien befreundete, denen ich mich mit
Eifer ergab".
Im Herbst
1816
richtete
sich
Schnaasxäs
Mutter
wieder
häuslich
in Berlin ein, nachdem sie die Sommermonate in Dobberan zuge-
bracht, wohin Carl ihr seinen Entschluss meldet, den kommenden
Winter in Berlin zu bleiben, und nicht dem Wunsche seines Freundes
Ladenberg folgend, nach Halle zu gehen. „Abgesehen davon, dass
ich Dir schuldig bin hier zu bleiben", heisst es in einem Briefe,
"wäre es für meine Studien sehr nachtheilig, wenn ich nicht hier