Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Mehrere Darstellungen der Kreuzigung und Kreuzabnahme. 
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engel, wie Roger sie anzubringen pflegt. Auf den Flügeln hier die 
hl. Veronica, dort Magdalena. Besonders diese gehört in dem leben- 
digen Ausdrucke des Schmerzes zu den schönsten Gestalten des 
Meisters, und das Ganze steht in der Harmonie der Farben und 
in der schlichten Tiefe des Ausdrucks dem Altare aus Miraüores 
sehr nahe. Zwei andere Darstellungen der Kreuzigung, die eine im 
Museum zu Madrid, die andre in der Galerie zu Dresdenl) zeigen 
verwandte Züge, die letzte auch noch eine Magdalena in der charak- 
teristischen Leidenschaftlichkeit wie auf den grösseren Darstellungen 
der Kreuzigung. Ferner mehrere Darstellungen der Kreuzabnahme, 
oder der Beweinung des Leichnams Christi, welche eine Verwandt- 
schaft mit jenem grossen Bilde haben, aber nicht auf Goldgrund, 
sondern in weiter, lichter, inhaltreicher Landschaft und mit feinerer 
Ausführung. So eines im Museum im Haag (Nro; 55) mit Figuren 
von einem Drittel der Lebensgrösse, das ausser den gewöhnlichen 
Theilnehmern des Hergangs neben einem knieenden Bischofe die 
HH. Petrus und Paulus enthaltg), und eines in der Galerie Doria 
zu Rom von geringerer Grösse und vortrefflichster Ausführung mit 
einer höchst leidenschaftlich bewegten Magdalena und einem Donator 
in weltlicher Trachts). Ein in mancher Beziehung auffallendes, aber 
doch allem Anscheine nach unserm Meister gehöriges Werk ist ein 
Flügelaltar in Grosvenorhouse, der berühmten Sammlung des Duke 
of Westminster in London, mit lauter halben Figuren; im Mittelbilde 
Christus mit sehr strengen Zügen, einigermaassen an den Christus des 
Johannes van Eyck im Berliner Museum erinnernd, segnend, in der 
Linken die Weltkugel haltend, zwischen Maria und Johannes dem 
Evangelisten, auf den Flügeln hier Johannes der Täufer, dort Maria 
Magdalena, diese mit dem Salbengcfässe in der Hand und mit dem 
edelsten Ausdrucke tiefen Schmerzes. In der Landschaft, welche 
sich in heller Morgenfrische und mit vielen Einzelheiten durch alle 
drei Tafeln zieht, sieht man Jerusalem und (hinter Johannes dem 
Täufer) die Taufe Christif).  
1) Zu Madrid Nro. 466. Waagen bei v. Zahn S. 47. Passavant Spanien 
S. 136. In Dresden Nro. 1718 (früher Nro. 1617), hier fast miniaturartig, 1' hoch 
G" breit.  
2) Vgl. Passavant a. a. O. S. 14 Nro. 12 und Waagen S. 108. 
 3) Auch von Mündler (Beiträge zu Burckhardts Cicerone S. 28) des Meisters 
selbst würdig gehalten. 
4) Waagen im Kunstblatt 1851 S. 237 und Crowe u. Cavalcaselle Anciens peintres 
p. 180 geben eine ausführliche Beschreibung. Bemerkenswerth, obgleich malerisch 
unbedeutend, ist die Ausstattung der Aussenseite. Sie enthält nämlich ausser dem
	        
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