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seine üandrischen Zeitgenossen.
Roger van der Weyden und
und ileissiger Ausführung sein und in der Lebendigkeit der Motive
Rogers anderen Werken nicht nachstehen, aber stellenweise durch
späte Uebermalung gelitten haben.
Bei Weitem das grösste unter allen Werken Rogers ist ein
Altarbild im Hospital zu Beaune, wo es ursprünglich die Kapelle
zierte, jetzt aber im Berathungsziinmer des Vorstandes steht. Bei
geöffneten Flügeln haben seine sieben Tafeln eine Gesamnitbreite von
18, bei einer Höhe der Mitteltafel von 7 Fuss, der anderen Tlieile
von 4' 4". Den Namen des Meisters nennt keine Ueberlieferung,
indessen lässt die Uebereinstimmung mit dem Altar von Miraflores
kaum daran zweifeln, dass wir hier ein Werk desselben Künstlers
vor uns haben 1), und der Inhalt des Bildes selbst in, Verbindung mit
den Nachrichten über die Entstehung des Hospitals giebt seine Ge-
schichte. Das Hospital ist nämlich eine Stiftung des Kanzlers Nico-
laus Rollin, welcher den Bau 1443 begann; sein Bildniss, das wir
schon auf einem im Louvre befindlichen Madonnenbilde Jan van Eycläs
fanden, steht nebst dem seiner Gemahlin auf der Aussenseite unsres
Altarbildes und beweist, dass auch dieses von ihm gestiftet ist.
selben herbeigeführt haben. Seine Hypothese, dass dies Bild dasjenige sei, welches
nach den von de Laborde publicirten Rechnungsauszügen (Ducs de Bourgogne
Vol. I. p. LIX.) von dem Abte von St. Anbert bei Roger im Jahre 1455 und im
Jahre 1459 abgeliefert wurde, gründet sich (da der Gegenstand des Bildes in den
Rechnungsnotizen nicht angegeben ist) nur auf die Maasse, die keineswcges so
genau übereinstimmend scheinen, wie Waagen annimmt. Jedenfalls sind seine An-
gaben über die Maasse des Bildes in Madrid so unklar, dass sich danach keine
Vergleichung anstellen lässt.
1) Nachdem zuerst Passavant (Kunstbl. 1843 S. 246 ff.) das Bild nach gründ-
licher Untersuchung als ein Werk des Meisters, dem der Altar von Miraüores
gehört, erkannt hat, fand dies die Zustimmung fast aller Kunstforscher, die
es gesehen. So Waagen (Kunstbl. 1856 S. 239), Hotho, Crowe und Cavalca-
selle (Anciens peintres p. 178), und deutsche Ausgabe S. 240 ff, welche einen
Zweifel kaum für möglich halten, und endlich E. Förster (Denkmale der Malerei V.
p. 33 Dieser Annahme, der ich aus vollster Ueberzeugung zustimme, haben
nur L. de Laborde, der es nach einer anscheinend flüchtigen Besichtigung ohne
weitere Motivirung einem guten Schüler Rogefs oder Memling's zuschreibt.
(La renaissance des arts a la cour de France) und Alfred Michiels (Histoire
2. Auü. V01. II. p. 146) widersprochen. Dieser nimmt an, dass das Bild eine
gemeinschaftliche Arbeit Huberfs und Johann's van Eyck und zwar etwa von
1418 sei und beseitigt den Einwand, welchen die erst 1443 erfolgte Gründung des
Hospitals und das hohe Alter im Bildnisse des Kanzlers Bollin (i- 1461) hervor-
ruft, durch die kühne Hypothese, dass das viel früher entstandene Bild erst nach
der Gründung des Hospitals von dem Kanzler für dasselbe bestimmt und dann
durch die Hand Jean Fouqueüs mit dem Bildnisse desselben versehen sei. Die
Gründe sind zu schwach, um eine ausführliche Widerlegung zu fordern.