Gemälde in Berlin und Antwerpen.
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lässt, auf ihrem Schoosse, während Johannes und Joseph von Ari-
mathia mit. dem Ausdrucke tiefster Bekümmerniss ihr theilnehmend
zur Seite stehen.
Wir kennen kein Bild mit der Namensinschrift Roger's1) und
sind daher ganz darauf angewiesen, seine Werke durch die Verwandt-
schaft mit jenen beiden beglaubigten zu erkennen. Und da bietet
sich denn sofort ein zweites, ebenfalls im Berliner Museum befindliches,
in Grösse, Anordnung und Behandlung ganz ähnliches Triptychon dar.
Es giebt die Geschichte Johannes des Täufers; auf der ersten Tafel
die Geburt, die Wöchnerin im Bette und Zacharias, der den Namen
aufschreibt, auf der zweiten die Taufe Christi mit bergiger Land-
schaft, auf der dritten das Martyrium, im Vorgrunde die Tochter
der Herodias, welche neben dem enthaupteten Leichname das Haupt
auf der Schüssel empfängt, im Hintergrunde das Mahl. Die Portale,
welche auch hier die drei Handlungen umrahmen, enthalten die
Statuen aller Apostel und in den Bögen wieder je sechs Darstellungen
begleitender historischer Momente. Die farbigen Engel fehlen zwar
hier, im Mittelbiltle schwebt aber über der Taufscene Gott Vater,
wie jene Engel in durchgängigem Roth. Der enthauptete Leichnam
niit dem noch blutenden Halse und der dabeistehende Henker sind
wiederum ziemlich grell, im Allgemeinen aber sind die Gestalten
milder aufgefasst. Styl und Gedankengang weisen entschieden auf
Roger hin, doch ist die Ausführung etwas schwächer, so dass sie
möglicherweise von der Hand eines Schülers herrührte). Bei einer
kleinen Wiederholung dieser Composition im Staedelschen Institute
ist dies unbedenklich der Fall. Ein vorzügliches, höchst eigen-
thümliches Werk Rogers ist das Gemälde der sieben Sakramente
im Museum zu Antwerpen, welches zwar in Dijon erworben, zufolge
der darauf wiederholt angebrachten Wappen aber für den Bischof
von Tournay, Jean Chevrot, und zwar wahrscheinlich bald nach 1440,
1) Die im Berliner Museum Nro. 1168 befindliche Tafel mit dem thronendcn
Hieronymus und der Inschrift: Sumus Rugerii manus ist augenscheinlich die Arbeit
eines Italieners.
a) Nach der Erzählung des Reisenden Ponz (Vol. XII. S. 55) war im Kloster
zu Miraflores ein Altar mit Darstellungen aus dem Leben des Johannes, welcher
nach der Klostertradition von einem Maler Juan Flamenco in den Jahren 1436
bis 1499 für eine bedeutende, genau angegebene Summe gemalt sein soll. Passa-
vaut glaubt (v. Quast Zeitschrift II. 18) dies auf unsern Altar beziehen zu müssen,
dem aber schon die späte Jahreszahl und der Umstand, dass der Altar des Ponz
fünf 'I'afe1n enthielt, entgegenstehen, S. über diese Frage und die Geschichte des
Bildes Waagen im Kunstblatt 1847 S. 177. 1851 S. 245. 1854 S. 58.
Schnaaszfs Kunstgesch. VIII. 12