Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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van 
Roger 
seine üandrisc-hen Zeitgenossen. 
der Weyden und 
zahl 1488 als Copie bezeichnet, aber ohne Zweifel von einem dem 
Meister nahestehenden Maler und noch sehr charakteristisch. Ausser- 
dem giebt es zahlreiche spätere Oopien oder bedingte Wiederholungen 
in Spanien selbst, in England, Deutschland, Holland. Forschen wir, 
was dieser Composition so grosse Gunst verschafft, so kann es nur 
ein Charakterzug sein, welcher der in den Eyck'schen Bildern vor- 
herrschenden Tendenz gerade entgegengesetzt ist. Während diese 
eine durchaus ruhige und milde, befriedigte Stimmung geben, gleich- 
sam nur Lobgesänge sind, tritt uns hier nichts als energische Trauer 
entgegen. Zunächst der Leichnam, der, in voller Breite gezeigt, so- 
gleich als der Hauptgegenstand der Handlung sich geltend macht, 
dann Maria ohnmächtig hingesunken mit steifer Haltung der Arme; 
Johannes sie haltend, heftig vorgebeugt; neben der einen Frau, deren 
Gesicht nur milde Theilnahme mit der leidenden Mutter ausdrückt, 
eine andre, welche, tief schluchzend, das Auge mit dem Tuche zu- 
hält; auch die Gesichter der kräftigen, beschäftigten Männer sind 
schmerzvoll, und endlich ist die Bewegung der trauernden Magdalena 
höchst gewaltsam. Auch nicht einen Augenblick der Ruhe gönnt der 
Künstler seinen Beschauern, auch nicht einen Tropfen des Leidens- 
kelches erspart er ihnen. In der früheren Kunst gaben wenigstens 
die architektonischen Elemente, die Symmetrie der Anordnung, der 
weiche Schwung der Linien dem Schönheitsgefühl Befriedigung, die 
Eycläs, besonders Johannes, hatten dem noch anmuthige, der Natur 
entlehnte Motive hinzugefügt. Hier ist alles dem Zwecke tragischer 
Erregung geopfert. Die Körper Christi und der ohnmächtigen Maria 
geben steife, unschöne Winkel, einen harten Parallelismus, und 
Magdalena, keinesweges die schöne Sünderin der späteren Kunst, in 
ihrer kaum möglichen Stellung, sich selbst ängstlich windend und an 
der unteren Hälfte des Körpers von zahllosen Falten umgeben, ist 
geradezu hässlich. Aber man begreift, dass auch sie auf ein noch 
nicht verwöhntes Gefühl mächtig wirken konnte, und die Erfahrung 
zeigt, dass dies bei den Zeitgenossen und selbst noch weit über dies 
Jahrhundert hinaus geschah. 
Ausser diesem beliebten Werke können wir ein anderes als be- 
glaubigt ansehen. In dem Gedenkbuche der Karthause von Miraliores 
bei Burgos ist nämlich vermerkt, dass im Jahre 1445 der König 
Johann dem Kloster einen Altar geschenkt habe, der von dem grossen 
am Kreuze ständen, was auf keiner der im Texte genannten Wiederleolunfgen der 
Fall ist und daher ein Irrthum sein wird, der bei ihm, der (138 Blld mcht ge- 
sehen, sehr denkbar ist. 
	        
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