Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

XX 
Carl 
Schnaasds Biographie. 
Schluss des Jahres, am 24. December, sah er den Einzug des Königs 
und der Königin bei ihrer Rückkehr von Königsberg, wobei ihm der 
Aufzug der Gewerbe viel Vergnügen machte, und schon wenige Seiten 
später berichtet er mit kindlicher 'l'rauer, dass die Königin gestorben. 
Noch einmal wurde sie als Leiche durch das Brandenburger Thor 
geführt und der Knabe war Augenzeuge dieser ernsten Feier, bei der 
die Trauertrompeten ihm einen grauenvollen Eindruck machten. 
In den nächsten Jahren ist sein Mittheilungsdrang weniger lebhaft 
gewesen, wir erfahren nichts Näheres über sein Verlassen der Har- 
tungschen Schule und seine Uebersiedelung auf das Gymnasium zum 
Grauen Kloster, wo er mit kurzer Unterbrechung blieb, bis die Er- 
eignisse des Jahres 1813 vielen Berliner Familien und ebenso dem 
wanderlilstigen Vater den Aufenthalt in der Hauptstadt bedenklich 
machten. Am  Mai brach man von Berlin auf, ohne bestimmten 
Plan, ohne zu ahnen, wie lange man sich in wechselnden Zuständen 
herumbewegen würde. 
Mühsam rückte man vor auf schlechten Wegen, unter stets 
wiederkehrenden Schwierigkeiten, da es überall an Pferden mangelte 
und die Bauern die Familie nur mit zehn Pferden befördern wollten. 
Am 18. Mai war man nach sechstägiger Reise in Breslau und nahm 
Besitz von einem grossen Saale, in welchem jedes Familienglied seine 
besonderen Beschäftigungen verfolgen konnte. Hier hielten sich die 
Reisenden nur vierzehn Tage auf, die benutzt wurden, alles Sehens- 
werthe der Stadt kennen zu lernen. Man vergisst bei Aufzählung 
der Vergnügungen, der Theaterbesuche u. dergl, dass die Noth der 
Zeit die Reise veranlasste. Von Breslau ging es dann nach Prag, 
wo dasselbe Leben fortgesetzt wurde. Morgens gab der Vater den 
Knaben Unterricht, hielt diese zu regelmassiger Arbeit an; dann 
wurden die Merkwürdigkeiten der Stadt besehen, Ausfahrten gemacht, 
Abends das Theater besucht. Auch fehlte es nicht an Verkehr mit 
anderen gefiüchteten Fremden, kurz man merkt an den Ereignissen, 
von denen das Tagebuch des fast fünfzehnjiihrigen Knaben berichtet, 
wieder nichts von der ernsten Zeit. Nur an dem Tage der Abreise 
ist er erregt durch das Leichenbegangniss des Generals Scharnhorst, 
das mit militairischem Pomp Statt fand, und die Stadt so in Bewe-
	        
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