Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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und Johann van Eyck. 
Hubert 
mal" und zwar in Oelfarben zu malen. Ob dies Wand- oder Tafel- 
malerei war, ist nicht ersichtlich, aber die Anwendung der Oelfarbe 
zu historischen Bildern dieser Art setzt doch immer eine Technik 
voraus, welche der der Brüder van Eyck ähnlich war. Endlich im 
Jahre 1434, also sechs Jahre vor dem Tode Johann's van Eyck, 
übernimmt ein andrer Meister, Saladin de Scoenere, eine Reihe von 
Arbeiten für eine Privatkapelle in der Franciskanerkirche und dabei 
ausser der Uebermalung und Vergoldung der, wie es scheint, bereits 
vorhandenen plastischen Figuren im Innern des Altarschreines, die 
Bemalung der Thüren an diesem Schreine und an einem Schranke- 
mit Darstellungen der Geburt und des Todes der Jungfrau, der Pas- 
sionsgeschichte u. s. w., endlich die Malerei eines Cruciiixes nebst 
mehreren Figuren auf Leinwand und zwar Alles in guter Oelfarbel). 
Hier also jedenfalls sind ügurenreiche historische Malereien auf Holz 
und Leinwand mit Oelfarbe ausgeführt, was in der voreyck'schen 
Technik nicht möglich gewesen wäre. Dabei ist es bemerkenswerth, 
dass die Oelmalerei keineswegs als eine neue und selten angewendete 
Erfindung, etwa durch Hinweisung auf ein in derselben ausgeführtes 
Bild, bezeichnet wird, und dass andererseits selbst in dem letzten, 
spätesten Falle die ganze Anordnung, die Verbindung der Gemälde 
auf den Thüren mit plastischen Figuren im Schreine, der Goldgrund, 
der bei denen des Schrankes stipulirt wird, keinesweges auf eine 
Anwendung der aesthetischen Principien der Brüder van Eyck und 
mithin nicht darauf schliessen lassen, dass der Maler einer ihrer 
Schüler gewesen. Es scheint daher, dass wenigstens ein Theil ihrer 
Erfindung ziemlich bald verbreitet war. Auch konnte es nicht wohl 
anders sein. Selbst wenn sie, was kaum glaublich ist, gar keine Ge- 
sellen und Lehrlinge zugelassen, oder denselben nicht Alles, was zu 
ihrer Technik gehörte, mitgetheilt haben sollten, konnte es nicht aus- 
bleiben, dass ihre Zunftgenossen davon erfuhren, sich die- Anschauung 
ihrer Malereien verschafften und demnächst Versuche anstellten, um 
ähnliche Erfolge zu erreichen. Galilei wurde durch die blosse Nach- 
richt von der in Holland gemachten Erfindung des Fernrohres be- 
stimmt, sich ein solches Instrument selbst anzufertigen, und es 
gelang ihm so gut, dass man ihn als den zweiten Erfinder ansehen 
kann. Sollten nun Zunftgenossen und Landsleute, die aus ähnlichen 
1) Alle diese Üerträge befinden sich im städtischen Archive zu Gent und sind 
publicirt von Edmonrl de Busscher in den Recherclies sur les peintres Gantois; 
der von 1419 S. 45, der von 1425 S. 144, der von 1434 S. 28. Von den Malereien 
selbst ist nichts erhalten. 
	        
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