Oelfarbentechnik unabhängig von den van Eyck.
Uebung der
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Leider sind wir auch über ihre Schüler ganz ununterrichtet.
Vasari, nach ihm van Mander und unzählige Andere versichern, dass
Roger van der Weyden und Antonello da Messina von Johann in
der Kunst des Oehnalens unterwiesen seien; aber jener kann, wie
wir später sehen werden, nur als reifer Mann mit ihm in Berührung
gekommen sein, und dieser gelangte wahrscheinlich erst nach dem
Tode Johann's nach Flandern. Van Mander versichert, Hugo van
der Goes sei einer der wenigen Schüler Jan's van Eyck gewesen;
allein das sehr viel spätere Auftreten Hugo's macht auch dies un-
wahrscheinlich. Ausserdem hatte man Petrus Cristus als einen
Schüler Hubert's genannt, aber diese Vermuthung beruhete auf einem
jetzt als unrichtig erkannten Datum und ist nicht haltbar 1). Auf
der andern Seite ist aber auch Vasarfs Erzählung, dass Johann das
Geheimniss seiner Erfindung bis in sein spätes Alter bewahrt und
erst da Einzelnen mitgetheilt habe, nicht sehr wahrscheinlich. Wir
haben Spuren, dass die Oelmalerei in Gent schon längere Zeit vor
Johann's Tode bekannt war. Schon im Jahre 1419 beauftragte die
Stadtbehörde die Malermeister Jan Martins und Willem van Axpoele,
im Schöffenhause die Gestalten der Grafen und Gräfinnen von Flan-
dern und zwar „in guter Oelfarbe", wie dabei ausdrücklich hinzu-
gefügt wird, ohne ätzende Zusätze zu malen. Die ausführlichen Vor-
schriften des Vertrages lassen keinen Zweifel, dass es sich nicht etwa
um den Oelanstrich von Statuen, den man schon seit Jahrhunderten
kannte, handelte, sondern um eine Malerei auf der Fläche, aber frei-
lich auch nicht von landschaftlich ausgeführten Tafelbildern, sondern
von einer statuarisch gehaltenen _Wandmalerei; denn es ist ausdrück-
lich von der Malerei der Architektur, also der iingirten Nischen, in
denen die Gestalten standen, die Rede. Es bedurfte dazu wohl nicht
der ganzen Eyckschen Technik, aber doch schon einer geläufigen
Praxis im Gebrauche der Oelfarben, da die Maler sich verpiiichteten,
die ganze Arbeit, wie man berechnet hat, etwa dreissig Figuren, in
vier Monaten fertig zu stellen. Im Jahre 1425 verpflichtete sich der
Meister Jan de Scoenere eine Kapelle in der Ohristuskirche zu Gent.
herzustellen und dabei die „Geschichten unsrer Frau" und das "Abend-
1) Der Umstand, dass der Teppich auf den Bilde des Peter Oristus im
Staedelschen Institute dasselbe Muster mit dem auf der daselbst beündlichen Ma-
donna. (von Lucca) des J an van Eyck hat, ist nicht entscheidend, da das gedachte
Bild von 1447 (nicht 1417) und mithin erst 7 Jahre nach dem Tode Johannls ent-
standen ist. [Indess ist, abgesehen hievon, nach den datirten Werken des Oristus
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass er wirklich ein Schüler des Johann van
Eyck waxx]
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