Biographie.
Schnaasäs
Carl
XIX
Haus gemacht, in welchem des Vaters Neigung zu ästhetischen und
dramatischen Beschäftigungen der Geselligkeit ihr Gepräge gab.
Wenigstens ersehen wir aus einem aufbewahrten Comödienzettel, dass
1809, am Geburtstage der Mutter, Scenen aus Wallensteins Tod,
Maria Stuart mit Musikbegleitung, ein ganzes Lustspiel und ein
Terzett aus Mozarts Schauspieldirector aufgeführt wurden, und dass
Carl vor diesen Darstellungen einen vom Vater gedichteten Prolog
sprach.
Den
Winter
VOll
1 808
bis
1809
hatte
die
Familie
Paris
Zll-
gebracht. Ein Tagebuch Carls, welches er in den letzten Wochen
dieses Aufenthalts zu führen begann, gibt uns ein seltsames Bild
des dortigen Lebens. Es hatte sich eine Art Häuslichkeit gebildet,
allerhand Leute, Deutsche und Franzosen, werden erwähnt, mit denen
man verkehrte, doch meist beschränkte sich der Umgang auf gemein-
same Ausfahrten oder Mahlzeiten, die man in den Cafäs und Re-
staurants einnahm. Erstaunlich ist es und zugleich der stärkste
Beweis für die tiefbegründete sittliche Natur Schnaasds, dass er in
diesem zerstreuenden, vergnügungssüchtigen Treiben sich jene zarte
Gewissenhaftigkeit und Piiichttreue bewahrte, die ihn sein Lebenlang
auszeichnen
sollte.
Am 8. Juni verliess man Paris und reiste mit Extrapost ohne
besonderen Aufenthalt dem Vaterlande zu. Von Braunschweig aus
machte man einen Abstecher nach Helmstadt, um den Professor
Beireis zu besuchen, dessen seltsamer, etwas rathselhafter Persön-
lichkeit, wie seiner reichhaltigen Sammlungen, Goethe ausführlich in
seinen Tages- und Jahresheften von 1805 erwähnt. Auf Schnaase
machte schon in seinem elften Jahre die Gemaldesammlung so grossen
Eindruck, dass er die einzelnen Stücke, die stolze Namen trugen,
wie Rafael, Michel Angele, Correggio, notirt und beschreibt. Am
19. Juli wurde Berlin "erreicht; der altere Bruder war vorangeschickt,
hatte unter den Linden eine Wohnung gefunden und gleich am an-
dern 'l'age wanderten die Knaben wieder in die Schule.
Der Brand der Petri-Kirche, in deren Nahe die Familie später
gezogen, der Einsturz des Thurmes ist das grösste Ereigniss, welches
in den folgenden Monaten das Geinüth des Knaben erregte. Am
b.