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van Eyck.
Ilubert und Johann
vorgeht, ist im Hintergrund geöffnet und zeigt eine weite von vielen
Menschen belebte Landschaft mit einer thurmreichen Stadt. Unter
den vielen Fernsichten unseres Meisters eine der schönsten, das ganze
Bild von grosser Harmonie der Farbe. Ferner die sog. Madonna
von Lucca im Staedelschen Institut zu Frankfurt ajltl, Maria mit
dem Kinde auf einem Thronsessel, aber in einem wohnlichen Zimmer,
von höchster Anmuth und leuchtender Kraft der Farbe (23" hoch,
17112" breit). Ein wahres Wunder zarter miniaturartiger Ausführung
ist dann das Triptychon in Dresden, angeblich der Reisealtar Oarl's V.,
in der Mitte Maria mit dem Kinde in reicher gothischer Kapelle
thronend, auf den Flügeln hier S. Catharina, dort der hl. Michael
mit dem knieenden Donator (1' 2" h., 2' auf der Aussenseit-e grau
in grau die Verkündigung.
Eine Anzahl verwandter Bilder haben dann mehr oder weniger
Anspruch von der Hand unsres Meisters selbst herzustammen. [So
zunächst ein Flügelbild, die Verkündigung darstellend, jetzt in der
Sammlung der Eremitage zu St. Petersburgl), dann mehrere Madon-
nen in England, bei Lord Exeter in Burleigh-House, bei Mr. Beres-
ford Hope in London, [letztere von Crowe und Cavalcaselle ange-
zweifelt] u. a. Wohl das schönste der hier summarisch zu erwahnenden
Bilder, ebenfalls eine Madonna mit Kind, einem Stifter und mehreren
Heiligen, beündet sich zu Paris im Besitze der Wittwe James Roth-
schild2). darüber das Nähere bei Dohnie: Kunst und Künstler,
Ausgabe p. 94-436 die Stelle aus Courtepee Descript. hist. et topograph. du Duche
de Bourgogne III. p. 451. Das Bild ist nur 67 Centimeter hoch, 62 breit. Ge-
nauere Beschreibung bei Hotho a. a. O. II. 180 und Geschichte der christl. Malerei,
p. 485.
1) Vgl. Waagen, die Gemäldesammlung in der kaiserlichen Eremitage. München
1864 S. 115.
1') Vgl. über alle diese Bilder Hotho a. a. O. S. 180-203, und Geschichte der
christlichen Malerei S. 476-488 a. a. 0., Crowe u. Cavalcaselle a. a. 0., Waagen, im
Handbuche I. 87 ff. imd derselbe K. W. u. K. II. 233. 485, III. 538. Die kleine,
in einer gothischen Kirche stehende Madonna im Palazzo Doria in Rom, welche
Waagen (Kunstbl. 1847 p. 163) bei flüchtiger Ansicht dem Johann van Eyck zu-
schreiben wollte, bildet mit einer zweiten dort befindlichen Tafel, ein knieender
Ritter mit einem Einsiedler in der Landschaft, ein Diptychon und gehört einem
iiandrischen Meister aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts an. Auch das rei-
zende kleine Bild der stehenden Madonna mit dem Kinde unter einem Bogen im
Belvedere zu Wien Saal II. N0. 18 (abgeb. bei Förster Denkmale Band IV.) stammt
auskso später Zeit. [Dagegen ist die kleine Madonna mit dem Kinde, in einer
gothischen Kirche stehend, früher bei Suermondt, jetzt im Berliner Museum, ge-
wiss ein achtes Werk des Jan van Eyck und ein Juwel von feiner und doch effekt-
voller Ausführung].