J ohanrüs.
Werke
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den Schutzheiligen des Domes St. Donatian in reichem bischöflichen
Ornat. Dieser ist nächst dem meisterhaft durchgeführten Porträt
des Stifters die beste Figur des Bildes, die Jungfrau dagegen nebst
dem Kinde ziemlich unerfreulich, jene mit plumpen, unschönen Zügenl).
Ebenfalls von 1436 ist das Brustbild eines jungen Mannes in dunk-
lem Pelzrock, wie die Inschrift ergiebt, des Jande Leeuw (im Belve-
dere zu Wien, Zimmer 2 Nr. 13), ein Porträt von lebendigster Auf-
fassung und sorgfältigster Ausführung, aber wie jenes eben erwähnte
Werk in Brügge von etwas schwerer, trüber Farbe. Vom Jahre 1437
datirt besitzen wir nur ein kleines, nicht farbig, sondern grau in
grau gemaltes, aber sehr interessantes Bild im Museum zu Ant-
werpen. Die h. Barbara, die Märtyrerpalme und ein Buch in den
Händen haltend, sitzt vor ihrem Attribut, dem Thurm eines Gefäng-
nisses, der aber hier zur Hauptsache geworden ist und sich in einen
kolossalen gothischen Prachtthurm verwandelt hat, der noch im Bau
begriffen ist und um den sich zahlreiche Arbeiter und Spaziergänger
bewegen (Fig. 7). Es ist, obgleich mit dem Pinsel ausgeführt, von
der Feinheit und Schärfe einer Federzeichnung, und die darauf gesetzte
ausführliche Namensinschrift zeigt, dass der Meister gerade auf diese
Arbeit Werth legte. Am 31. Januar 1438 vollendete er zufolge seiner
Inschrift einen jetzt im Berliner Museum befindlichen Christuskopf,
der in blühender Farbe und in typisch bewegungsloser Haltung dem
Gott Vater des Genter Altars nicht unähnlich ist. Die Neigung zu
solcher Auffassung, die in anderen Ohristusbiltlern flandrischer Schule
wiederkehrt, ging ohne Zweifel nicht von den Künstlern, sondern von
ihren Bestellern aus und hatte ihren Grund in der Gewöhnung an
alterthümliche, vielleicht noch byzantinische Andachtsbilder, von denen
wir freilich in diesen Gegenden keine mehr aufweisen können. Vom
Jahre 1439 endlich besitzen wir zwei Gemälde, das eine in der Aka-
demie zu Brügge, das Bildniss seiner damals dreiunddreissigjährigen
Ehefrau, durch ihre unschönen Züge und die höchst unkleidsame
Haartracht wenig anziehend, aber von sorgfältiger Ausführung; das
Andere im Museum zu Antwerpen, Maria mit dem Kinde, jene mit
Perlen gekrönt, dieses mit einem Rosenkranz von Korallen spielend,
in einem mit vielen Blumen geschmückten Garten vor einem von
Engeln gehaltenen Teppich stehend, darüber eine Fontaine in Kupfer.
Auch hier finden wir die etwas schwerere Farbe, welche diese späteren
1) Eine Copie dieses Bildes, aus einer Kirche zu Watervliet stammend, im
Museum zu Antwerpen von einem späteren lilaler der iiandrischen Schule hat diese
Fehler zum Theil zu vermeiden gewusst.
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