Name früh vergessen.
Huberfs
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Reliquien auf den Kirchhof gebracht, wo sie Marc van Vaerneivyck,
wie er versichert, noch sahl). Dass die italienischen Schriftsteller,
denen wir, wie oben angeführt, die früheste Nachricht über die Ey'ck'sche
Schule verdanken, vonHubert nichts wussten, ist nicht so auffallend,
wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Ihre Kenntniss knüpfte
sich an die nach Italien gelangten niederländischen Bilder und an die
Auskunft, welche die Uebersender derselben über ihre Urheber ertheil-
ten. Unter diesen befand sich Hubert aber nicht; er war bereits
langst verstorben und hatte, wie es scheint, keine transportabeln Kunst-
werke hinterlassen, welche in den Handel kamen. Johannes dagegen
War der Urheber; solcher Gemälde und überhaupt der bedeutendste,
am meisten genannte Künstler der Schule. Sehr viel auffallender ist
es dann freilich, dass Hubert's Name auch in Belgien so völlig in
Vergessenheit gerathen konnte. Indessen müssen wir uns erinnern,
dass der Gedanke, die Kunst als einen Gegenstand schriftlicher Auf-
Zeichnung zu behandeln, hier noch völlig unbekannt war, dass es daher
nur mündliche Tradition gab, welche sich naturgemass an Anschauungen
anschloss. Diese aber fehlten für Hubert, es bestand wohl kaum ein
anderes namhaftes Werk, das seinen Namen trug, als eben der Genter
Altar, und bei diesem theilte er den Ruhm mit seinem Bruder Johann,
der ihn vierzehn Jahre überlebte und während dieser Zeit durch die
Zahlreichen hochgepriesenen, in allen Ländern gesuchten Gemälde, die
aus seiner Werkstatt hervorgingen und durch die Gunst, welche ihm
sein Herr, der Herzog, so anhaltend bewies, die allgemeine Aufmerk-
samkeit vielfach in Anspruch nahm. Die mündliche Ueberlieferung
vereinfacht gern; die Geschichte des Genter Altars, die Unterschei-
dung zwischen einem, der das Bild angefangen und einem, der es
vollendet hatte, war ihr unbequem. Zog es doch selbst van Mander
vor, daraus eine totale Gemeinschaft, ein Compagniegeschaft zumachen.
Dazu kam, dass bei Hubert's Tode auch diese Tafel nur den Wenigen
bekannt war, welche seine Werkstatt betreten hatten und unfertige
Gemälde zu würdigen verstanden, und dass sie erst sechs Jahre später
von Johannes vollendet und zu einer Zeit, wo dessen Ruhm auf seiner
Höhe stand, der Oeifentlichkeit übergeben wurden. Johannes selbst
und J odocus Vydts hatten das ihrige hgethan, um das Verdienst Hubertäs
zu ehren und gegen Vergessenheit zu schützen. Aber das Volk liest
keine Inschriften, und die Zeit, wo die Gelehrten sich um die Kunst
1) Bei Ruelens a. a. O. p. XLVIII. Nach Marc van Vaernewyck in seiner
Historie van Belgis war Hubert in der Familiengrufß der Häuser Vydts und Burluut
beigesetzt.