Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Hubert und Johann van Eyck. 
umfasst; neben Maria eine Gruppe um ein reichgeschnitztes Noten- 
pult gedrängt und so herzhaft und mit eigenthümlichem Ausdruck 
singend, dass man, wie Carl van Mander mit Recht bemerkt, die 
Stimme, der jeder angehört, erkennen kann; neben Johannes das Or- 
chester, vorn eine weiblich erscheinende Gestalt die Orgel spielend, 
vielleicht die heilige Cäcilia, hinten dicht-gedrängt andere, bei denen 
man Harfe und Bassgeige erkennt. Auf den äussersten der sieben 
Tafeln schliessen sich dann noch die ersten Aeltern an, rechts Adam, 
links Eva, beide nackt, mit den Feigenblättern, Eva den verhängniss- 
vollen Apfel emporhaltend. Sie stehen hier offenbar als versinnlichte 
Heilsgedanken Gottes, in denen der Sündenfall sich mit der Erlösung 
verknüpft. 
In der untern Reihe (Fig. 2) befinden wir uns auf der Erde in 
üppig grünender Landschaft, wo bunte Blumen wie Edelsteine im 
Grase leuchten, dichtbelaubte Wälder mit offenen Feldern wechseln, 
Orangen mit ihren goldenen Früchten, Cypressen und Palmen empor- 
ragen, und sanfte Berge oder schroffe Felsen, bekrönt von Städten 
mit reichem Thurmschmuck, von Schlössern und Kirchen den Hori- 
zont begrenzen. In der hlitte sehen wir das Lamm auf einem Altare 
stehend, sein Herzblut in eine goldene Schale ergiessend, darüber am 
Himmel (unmittelbar unter dem Throne des Vaters) in einem Wolken- 
kranze die Taube, Strahlen herabsendend. Dann weiter nach vorn 
der Brunnen des lebendigen Wassers (Apokalypse Kap. 22), durch 
eine Inschrift am Rande des Beckens als solcher bezeichnet. Zunächst 
dem Altare knieen im Kreise jederseits sieben Engel, Weihrauchgefässe 
schwingend, andächtig anbetend, Marterwerkzeuge haltend, während 
etwas entfernter vier grosse Schaarenheranschreiten. Im Mittelgrunde, 
also auf der Höhe des Altars, die Märtyrer, welche, wie eben aus den 
Thälern des Gebirges hervortretend, gedrängt stehen, auf der einen 
Seite Männer in geistlicher Tracht, auf der andern Jungfrauen, beide 
nach der apokalyptischen Vorschrift mit Palmen in den Händen, wenn 
auch nicht in weissen, sondern in farbigen Gewändern. Weiter unten, 
zu beiden Seiten des Brunnens, sind dann die grossen Züge der Völ- 
ker angelangt; zur Rechten die Geistlichen, zur Linken die Laien. 
Die Vordersten haben sich auf beiden Seiten anbetend auf die Kniee 
geworfen; dort sind es Apostel, kräftige bärtige Männer in antiker 
Tracht mit gefalteten Händen, hinter denen Päpste, Bischöfe, Mönche 
und Kleriker stehen; auf der andern Seite anscheinend Gelehrte, statt- 
liche bejahrte Männer, die Knieenden in burgundischer Tracht mit 
bizarren Hüten und Sandelbinden, aus Büchern lesend oder singend, 
die Stehenden in weiten faltigen Talaren, mit mannigfachem Aus-
	        
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