118 Hubert und Johann van Eyck.
seinem feststehenden Gehalt ein Geldgeschenk. 1 Jahre 1428
bezahlte der Herzog Miethzins eines Hauses, in welch m Johann auf
seinen Befehl gewohnt habe und zwar wahrscheinlich in Lille'). In
demselben Jahre wurde ihm der interessante Auftrag die Gesandt-
schaft des Herzogs an den König von Portugal zu begleiten und das
Porträt der Prinzessin Isabella, der nachherigen Gemahlin seines
Herrn, zu malen, ein Auftrag, der ihn bis ins folgendoe Jahr abwesend
hielte). Den Auftrag, das von seinem Bruder unfertig hinterlassene
Altarwerk für die Kathedrale von Gent zu vollenden, wird ihm der
Besteller Jodocus Vydts wahrscheinlich gleich nach dem Tode dessel-
ben im Jahre 1426 gegeben haben; jene vielfachen Auftrage des Her-
zogs erklären hinlänglich, dass die Vollendung erst (wie die Inschrift
ergiebt) im Mai 1432 erfolgte. Im Jahre 1434 übernahm der Herzog
Pathenstelle bei dem Kinde des Malers, und in demselben Jahre erliess
er eine Verfügung an seine Rechnungskammer, in welcher er der-
selben aufgiebt, diesem seinem geliebten Diener und Maler keine
Hindernisse bei Auszahlung seines Gehalts zu machen, damit er nicht
seinen Dienst verlasse, weil der Herzog ihn noch zu gewissen grossen
Arbeiten brauche und seines Gleichen nicht wiederfinden würdeg).
Bereits im Jahre 1432, wahrscheinlich gleich nach der Beendigung
jenes grossen Altarwerkes, zog er nach Brügge, wo er ein Haus
gekauft hatte und empfing hier in seinem Atelier sehr bald nach
nommen hatte, oder 0b zwei verschiedene Reisen gemeint sind, muss dahingestellt
bleiben. [Diese geheimen und kostspieligen Reisen des vertrauten und offenbar
nicht nur als Maler anstelligen Dieners dürften wohl auf Heirathsplane seines Herrn
zurückzuführen sein.]
1) Crowe und Cavalcasselle I. p. 55 nehmen an, dass es sich hier um ein Haus
in Brügge handle, und Ruelens begnügt sich (p. LXVII), dies als unerwiesen zu
bezeichnen. Der Vermiether Miquiel Ravary (de Laborde a. a. O. p. 255) kommt
aber an einer andern Stelle der Rechnung, p. 200, als Kaufmann in Lille vor.
LVgl. über diesen Ravary, der wahrscheinlich als Agent des Herzogs Aufseher über
seine Bauten in Lille war, J. Weale (Academy, 11. July 1874) und C. da. 0., ed.
Springer, S. 81, wo die Vermuthung ausgesprochen ist, dass, da zur selben Zeit
in Lille des Herzogs Kapelle restaurirt wurde, Jan's Berufung wohl dem Bilder-
schmucke derselben gegolten habe]
2) Am 19. Oktober 1428 reiste die Gesandtschaft ab uud kehrte erst am
Weihnachtstage 1429 zurück. Der Bericht über die Reise (bei Gachard, Collection
de documents inedits concernant l'histoire de la Belgique, t. II. p. 63) erwähnt auch
der Begleitung Johann's und des von ihm gefertigten Porträts der Prinzessin in
sehr ehrenvoller Weise. Vor der Abreise wurde ihm ein Geldgeschenk von 1-60
Livres gezahlt, etwa 900 Mark heutigen Geldes im Silberwerthe.
3) Bei de Laborde a. a. O. Vol. I. p. LIII. et que ne trouverons point de pareil
a notre gre, ni si excellent en son art et sa science. Vgl. die Beweise dieser An-
gaben in den Auszügen aus den Rechnungsbüchern zu Lille bei de Laborde.