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Eyck.
Hubvrt und Johann van
Brüder fehlen uns ebenfalls alle Nachrichten; gewisse urkundliche N0-
tizen 1), aus denen man eine frühe Anwesenheit der Familie in Gent
sowie die gleichzeitige Aufnahme beider Brüder in die dortige lilaler-
gilde und andere Hergänge erweisen wollte, haben sich als irrig oder
nicht auf sie bezüglich ergeben. Ueber Hubert haben wir in der
T hat gar keine anderen urkundlichen Nachrichten, als die, welche sein
Grab und die später zu erörternde Inschrift auf dem Genter Altar
gewähren. Es geht daraus hervor, dass er wenigstens im Jahre 1424
ein sehr angesehener Maler in Gent war, der einen bedeutenden Auf-
trag erhielt, aber vor der Vollendung desselben im Jahre 1426 starbü)-
Schule in Lüttich gemacht habe. Allein die Gründe, welche sie dafür geltend
machen, sind zu schwach. Der Aufenthalt des im ersten Viertel des elften Jahr-
hunderts verstorbenen italienischen Malers Johannes, der in Lüttich lebte, nachdem
er im Auftrage Otto's III. im Münster zu Aachen gemalt hatte, kann unmöglich
ausreichen, um daselbst eine im 14. Jahrhundert bestehende byzantinisirende Maler-
schule anzunehmen, von der wir sonst keine Spur haben. Eher könnten wir an.
das nähere Maestricht denken, das uns im 13. Jahrhundert neben Köln als einer
der vorzüglichsten Sitze der Malerei genannt wird. Aber auch dies ist eine un-
erweisliche Vermuthung.
1) Da diese Notizen früher für acht gehalten wurden und daher nicht selten
von bedeutenden Schriftstellern ihren Ausführungen zu Grunde gelegt sind, glaube
ich sie hier aufnehmen, der Kürze halber aber die Gründe, welche ihre Anwend-
barkeit ausschliessen, nicht speciell erörtern, sondern nur die Stellen, wo diese an-
gegeben sind, anführen zu müssen:
a) In den Registern der Brüderschaft unsrer lieben Frauen mit den Strahlen
zu Gent soll im Jahr 1412 die Aufnahme eines Meisters Hubrecht van Hyke im
Jahre 1418, die einer Mergriete van Hyke eingetragen sein, worunter man, da Ver-
stümmelungen von Bei- und Familiennamen in den Urkunden jener Zeit höchst
gewöhnlich sind, die Geschwister van Eyck verstehen könnte. Das Register, aus
welchem man diese Nachricht entnommen haben wollte, ist aber nach sorgfältigen
Nachforschungen in den Archiven zu Gent nicht aufzufinden gewesen, so dass da-
bei irgend ein Irrthum stattfinden muss. Ruelens ad Crowe p. XL.
b) Die Nachricht, dass Johann van Eyck im Jahr 1420 der Malergilde in Ant-
werpen in feierlicher Sitzung einen von ihm in Oel gemalten Kopf überreicht habe,
scheint ganz irrig und auf einer Verwechselung mit Albrecht Dürer, der im Jahre
1520 sein Porträt der Gilde schenkte, zu beruhen. Vgl. Pinchart ebenda p. CXCII.
c) Auch die Notiz, dass Hubert und Johann van Eyck im Jahre 1421 die Auf-
.nahme in die Malergilde zu Gent unentgeltlich erlangt und zwar zu Ehren der
eben verstorbenen Gemahlin Philipp des Guten, Michaela von Frankreich, welche
sie sehr geliebt, findet sich nur in einer späteren Abschrift des Registers, welche
viele Fehler enthält und ist in jeder Beziehung unwahrscheinlich und verdächtig.
Ruelens a. a. O. p. XLI.
1') Nach einer ebenda p. XLVI. gegebenen Mittheilung hat Herr de Busscher
im Archiv von Gent eine Notiz entdeckt, zufolge welcher der Magistrat von Gent
im Jahre 1424 das Atelier Hubert's besucht habe, um ein dort in Arbeit be-