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Hubert und Johann
van Eyck.
mittheilt. Unter den bei Hieronymus Cock 1571 erschienenen Maler-
bildnissen befand sich auch das des Hubert, zu welchem Lampsonius
die Verse machte; er rechnet ihm darin ausser dem Verdienste an
deiiGenter Tafel, das ihm mit seinem Bruder zukomme, auch das
an, dass dieser sein Schüler gewesen. Lucas de Heere scheint zu
schwanken; er rühmt bei einer Schilderung des grossen Altar-Werkes,
welches Hubert begonnen habe, an diesem die künstlerischen Eigen-
schaften, welche eine so grossartige Erfindung voraussetze, fügt aber
hinzu, dass Johann, obwohl jünger, der bessere gewesen und dass
dieser, „wie ein Italiener geschrieben, dem man glauben dürfe," die
Oelfarbe erfunden habe. Er lehnt also gewissermassen die Verant-
wortung für diese Nachricht ab und überlässt sie Vasari; denn dass
er diesen meint, wird durch die Erwähnung der drei von Vasari ge-
nannten Bilder Johanns ausser Zweifel gesetzt. Auch van lllander
äussert sich schwankend; er nennt Hubert einen sehr kunstreichen
lllaler, Johann seinen Schüler, erzählt die lilrfindung der Oelmalerei
durch den letzteren augenscheinlich nach Vasari, lässt dann beide
Brüder-diese Erfindung gemeinschaftlich ausbeuten, rühmt als das
trefflichste, von ihnen gemeinsam geschaffene Werk jenen Genter
Altar, fügt aber doch die Aeusserung hinzu, dass Johann, obgleich
der jüngere, seinen Bruder in der Kunst übertroffen habe. Man sieht,
beide, sowohl van Mander wie Lucas de Heere, wollten Hubert höher
stellen, als es bisher geschehen war. Sie wussten, dass Hubert der
ältere, der Lehrmeister des anderen gewesen, dass die Tradition ihm
bei jenem herrlichsten aller Gemälde die Erfindung, also die Haupt-
sache, und den Anfang zuschreibe, sie kannten die in derselben Kirche
befindliche, bei van Mander abgedruckte Inschrift auf dem Grabe
Hubert's, die ihn „in Schildereien sehr hochgeehrt" nennt. Aber sie
wagen nicht von Vasarfs Angaben abzuweichen; sie drehen und wen-
den sich, um sie mit diesen neuen, Vasari unbekannt gebliebenen
Umständen zu vereinigen, van hlander geht sogar so weit, die Ueber-
lieferung, dass Hubert jenes Altarwerk angefangen habe, obgleich
Lucas de Heere sie als wahr anerkannte, in Zweifel zu ziehen.
Auch sonst sind unsere Nachrichten über die Lebensverhältnisse
beider Brüder sehr lückenhaft. Ihr Geburtsort war Maaseyck, ein
Städtchen an der Maas nördlich von Maestricht; einen urkundlichen
Beweis dafür besitzen wir "nicht, aber das Geschichtswerk des Marcus
van Vaernewyck, das bei van Mander abgedruckte Gedicht des Lucas
de Heere (T1584) und endlich van Mander selbst geben es an, und
der Umstand, dass Herzog Philipp nach dem Tode Johanns Van Eyck
einer "Tochter desselben ein Reisegeld behufs ihres Eintritts in ein