Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Neuere archivalische Forschungen. 
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man sich auf das wichtige Buch stützte und logische Schlüsse aus 
seinen Angaben zu ziehen suchte. Der Versuch, die bei steigender 
Vorliebe für diese ältere Schule zahlreich zum Vorschein kommenden 
Gemälde unter die bei van Mander genannten Maler zu vertheilen, 
führte zu einer Menge von gewagten und wechselnden Hypothesen, 
die bald wieder aufgegeben werden mussten, und erzeugte den Wunsch, 
durch das Studium der jetzt wohlgeordneten und zugänglichen Archive 
einen festen Boden für die Kunstgeschichte zu erlangen. Der hier- 
durch angeregte Eifer der Forschung hat uns denn auch eine reiche, 
noch täglich wachsende Ausbeute urkundlicher Notizen verschafft, die 
zum Theil sehr fruchtbare Aufklärungen über die Lebensschicksale 
der bedeutenderen Künstler und dadurch über ihr Verhältniss zu 
den ihnen zugeschriebenen Gemälden gewähren, daneben aber auch 
neue Schwierigkeiten erregen. Wir erfahren nämlich dadurch, dass 
neben der kleinen Zahl von bereits bekannten Künstlern eine sehr 
viel grössere Zahl bisher völlig unbekannter existirte, und darunter 
nicht wenige, welche nach der Bedeutung der ihnen ertheilten Auf- 
träge und der Höhe der ihnen bewilligten Zahlung bei ihren Zeit- 
genossen in gleicher oder gar grösserer Achtung gestanden zu haben 
scheinen. Es wird dadurch zweifelhaft, ob jene Künstler, deren Namen 
wir durch van Mander, also eigentlich auf dem Umwege über Italien, 
erfahren haben, diesen Vorzug ausschliesslich ihrem Verdienste ver- 
danken, so dass sie wirklich die höhere Kunst jener Zeit repräsen- 
tiren, oder 0b dabei der Zufall mitgespielt, so dass unter jener grossen 
Zahl der bloss urkundlich bekannten neben der Masse bloss hand- 
werklicher Arbeiter auch einzelne bedeutende Meister verborgen sind, 
denen die Geschichte ihre richtige Stelle vindiciren müsste. Dieser 
Zweifel kommt namentlich da zur Sprache, wo vorzügliche Gemälde 
dieser Schule ohne zuverlässige Angabe ihres Urhebers auf uns ge- 
langt sind. Nach der bisherigen Praxis war man gewohnt, solche 
Gemälde nach ihrer anscheinenden Verwandtschaft mit anderen einem 
jener bekannten Namen zuzuschreiben. Bei der jetzigen Lage unserer 
Kenntnisse erscheint dies zu gewagt; man wird sich beschränken 
müssen, dies nur da zu thun, wo sehr bestimmte, nachweisliche An- 
zeigen für die Identität des Meisters sprechen, im Uebrigen aber den 
Namen des Urhebers dahingestellt sein zu lassen. Der Nachtheil, 
der dadurch entsteht, ist nicht so gross, wie er auf den ersten Blick 
scheinen könnte. Die flandrische Schule ist noch nicht in dem Grade, 
wie die späteren Schulen, von der Persönlichkeit der Meister ab- 
hängig. Sie trägt zwar an sich und durch den mächtigen Aufschwung, 
mit dem ihre ersten Begründer sich über die bisherige Ueberlieferung
	        
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