Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Plattenrüstuug der Ritter. 
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Narren und Possenreisser wurde, und erst am Ende des Jahrhunderts 
wichen die Sehnabelschuhe einer bequemeren Fussbekleidung. Da- 
gegen wurde die Anwendung von Handschuhen, die früher dem Be- 
dürfniss überlassen war, nun eine Anstandssache der höheren Stände, 
welche sich überdies mit einer Menge von Gegenständen der Be- 
quemlichkeit und des Luxus behingen und umgaben. Beide Ge-_ 
schlechter trugen im Gürtel Taschen, Messer und Rosenkränze, und 
die Damen liebten es, sich mit Goldschmiedearbeiten zu schmücken 
und kunstreich verzierte Handfächer zu führen. 
Auch die ritterliche Rüstung veränderte sich in gleichem Sinne, 
sie wurde steifer und künstlicher. Theils die Veränderung der 
Kriegskunst, theils der Aufschwung der Technik wirkte dahin, dass 
man die ganze Rüstung durchgängig aus festen Platten von Metall 
bildete, welche durch Scharniere so künstlich verbunden und einge- 
richtet waren, dass sie dem Körper die freie Bewegung selbst in 
höherem Grade als die früher üblichen Panzerhemden gestattete. 
Diese kamen daher mehr und mehr in Abnahme und mit ihnen ver- 
schwand denn auch der früher über denselben getragene Waffenrock. 
Die Plattenrüstung bedurfte dieses Schutzes gegen Staub und Regen 
nicht mehr und würde durch ihre scharfen Ecken den leichten Stoff 
verletzt haben. Die Rüstung selbst wurde nun ein Gegenstand der 
Zierde, und die Waifenschmiede wetteiferten fortan darin, dem Eisen 
eine glänzende Politur zu geben, es an dazu geeigneten Stellen zu 
phantastischen Formen auszuarbeiten und endlich die Flächen mit 
eingegrabener Zeichnung zu schmücken. Durch dieses Fortlassen des 
Waffenrockes war daher die Tracht einfacher geworden, aber jeden- 
falls auch steifer, denn man sah nun nur die dem Körper nachge- 
gebildete Rüstung, nicht diesen selbst, nicht einmal, wie bisher, das 
Detail seiner Bewegungen. Auch bot die Rüstung selbst, besonders 
der Helm mit seinem hohen, bedeutungsvollen, dem Wappen oder 
einer Devise entlehnten Aufsatze, noch vielfache Gelegenheit zu ba- 
rockem und phantastischem Schmucke, welche die ritterliche Welt 
dann auch nicht unbenutzt liess. 
Ich habe versucht, die wesentlichsten Einzelheiten der Tracht 
dieses Jahrhunderts im Allgemeinen zu schildern, ohne mich auf die 
zahllosen Veränderungen einzulassen, welche sie im Laufe der Zeit 
und bei den verschiedenen Nationen erlitt. In der That bewegte 
sich der rastlose Wechsel der Mode in einem engen Kreise und 
auch die nationalen Verschiedenheiten (mit Ausnahme der italienischen 
Tracht, auf die ich später zurückkomme) sind nicht von grosser Be- 
deutung. Im Ganzen kann man sagen, dass anfangs der burgundische 
Schnaascfs Knnstgesch. VIII. 7- 4
	        
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