Friedrich III.
Die Kaiser Sigismund,
und Maximilian.
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dass er so drei Tage lang ausgestellt werde, damit Jedermann sehe,
„der Herr aller Welt sei gestorben".
Diesem theatralischen Fürsten folgte dann nach dem kurzen
Zwischenreiche Albrechts II. der phlegmatische, spiessbürgerliche
Friedrich III. (1439-1493), der geizig, kleinlich, unentschlossen, ohne
Begeisterung und selbst ohne Ehrgefühl, nur an der Pflege seiner
Obstgärten und an dem Ankaufe von Prachtgerathen und Edelsteinen,
für die er als Kenner galt, Behagen fand. Für das Reich that er
gar nichts, nicht einmal zum Besuche der Reichstage war er zu be-
wegen; in 27 Jahren hat er das Reich nicht betreten. Man konnte
ihn für stumpfsinnig oder für'einen 'l'raumer haltenl); aber sein
Zögern beruhte auf der freilich sehr unfürstlichen Klugheit, lieber
nichts zu unternehmen, als sich einem Verluste auszusetzen, und in
seinen 'l'räumen beschäftigte er sich mit der Grösse, ja mit einem
künftigen Weltreiche des österreichischen Hauses 2), zu dem er denn
auch wirklich durch die Vermählung seines Sohnes mit der reichen
Erbin von Burgund den Grund legte.
Bei diesem, seinem Sohne Maximilian, sehen wir dann den
Uebergang in das sechszehnte Jahrhundert und eine Vereinigung
des Ritterlichen und Bürgerlichen. Muthig- bis zur Verwegenheit,
in Turnieren und Jagdabenteuern berühmt, hochherzig und pracht-
liebend, dabei aber von einnehmender Freundlichkeit und Leutselig-
keit, ist er ein Liebling des Volkes und eine erfreuliche Gestalt in
der Geschichte geworden. Man hat ihn den letzten Ritter genannt,
und er selbst betrachtete sich gern, wie sein "Teuerdank" ergibt, als
den Helden eines Bittergedichts. Auch liegt in den phantastischen
Planen, denen er sich hingab, in dem oft allzu leichten Eingehen auf
grosse Unternehmungen ein Zug des Abenteuerlichen. Zugleich aber
gibt er durch seine gesetzgeberische Thätigkeit, durch die Gründung
des Landfriedens und des Beichskammergerichts, sowie als sachver-
ständiger Beförderer des modernen Kriegswesens schon ganz das Bild
eines Monarchen im Sinne der neueren Geschichte.
Frankreich hatte in dem Uebergange aus den mittelalterlichen
Institutionen in moderne Verhältnisse einen weiten Vorsprung vor
Deutschland. Die Begriffe ritterlicher Ehre und der Unterwerfung
1) Aeneas Sylvius bei _Voigt, Pius II. Bd. III. 212 und bei Pfister, Gesch. d.
D. III. 504. Aeneas findet: Occupatum ac peue stupidum Regis animum et quasi
quibusdam cogitationum sylvis impeditum.
2) Wenn die Devise der fünf Vocale auch schon von Albrecht herrühren sollte,
so war er es doch, der ihr die bekannte anspruchsvolle Bedeutung beilegte. Mai-
lath, Gesch. v. Oesterreich I. 246: Pfister a. a. O. Ill. 488.