Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

94 
Buch HI. 
Italien. 
Jahrhundert. 
Umbri en. 
155. 
So kann z. B. Giovanni Battista da Faenza 
(Bertucoi) als ein wahrer Vorläufer Rafaels gelten, inso- 
fern er die Anmuth der umbrischen Schule mit der Tiefe 
1. und Reinheit der alten florentinischen verband. Im Serviten- 
kloster (jetzt Gymnasium) seiner Vaterstadt ist von ihm eine 
stehende Madonna mit dem segnenden Kinde, nebst Engeln 
und Heiligen vorhanden, 1506 gemalt. 
Einer der bedeutenderen unter diesen Künstlern ist auch 
Giovanni Santi von Urbino"), der Vater Rafaels (geb. 
vor 1446, starb 1494). Der Styl dieses Meisters ist einfach, 
ernst und von gewissenhafter Durchbildung; seine Köpfe 
haben den Charakter einer ruhigen Milde; die Kinderköpfchen 
sind bisweilen von höchstem Liebreiz. Doch hat er nicht 
die Tiefe der eigentlich umbrischen Meister und namentlich 
fehlt seinem Colorit, das oft einen eigen hellen, grauen Ton 
hat, die erwünschte Wärme; auch treten die Umrisse bis- 
weilen noch hart hervor. Mit Perugino hat seine Formen- 
bildung keine nähere Verwandtschaft, eher lässt sich eine Hin- 
neigung zu derjenigen Mantegnafs erkennen; ausserdem weiss 
man, wie schon bemerkt, dass Giovanni mit Melozzo da Forli 
befreundet war. Seine frühern Bilder befinden sich meist im 
2. anconitanischen Gebiet; eine anmuthige aber noch nicht sehr 
durchgebildete "Heimsuchung" in S. Maria nuova zu lilano; 
3. eine Madonna mit vier Heiligen, von freierer Schönheit und 
grossartiger Gewandung, in der Hospitalkirche S. Croce 
4. ebenda; eine sogen. Madorma del popolo (welche die Gläu- 
bigen unter dem Mantel birgt), mit lebendig individuellen, 
selbst humoristischen Portraitköiwfen im Hospitalbethause zu 
5. Montefiore; eine Madonna mit vier Heiligen, von ernstmildem 
Charakter, datirt 1484; in der Pieve zu Gradara unweit 
ö. Pesaro. In der Brera zu Mailand Endet sich eine nicht sehr 
bedeutende "Verkündigung" aus früher Zeit, hart in Zeich- 
 Elogio storico di Giovanni Santi, pittore e poeta. Urbino 1822. 
 Ganz besonders: I. D. Passavant: Rafael von Urbino 1md sein 
Vater Giovanni Santi, Leipz. 1839, 1., S. 11 u. f. Vergl. Crowe u, 
Cavalcaselle II., 579 ff.
	        
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