Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

153. 
154. 
Ingegno. 
SPßgna 
91 
Kräftigere Schatten, grössere Fülle und Derbheit der Form, 
namentlich der Kopfbildung, werden als Eigenthümlichkeiten, 
die ihn von den übrigen umbrischen Meistern unterscheiden, 
bemerkt. Einige Madonnen an Häusern seiner Vaterstadt 14, 
Assisi, vorzüglich eine grössere über dem Thor S. Giacomo, 
und ein Frescobild am Kloster S. Andrea werden ihm mit 
Wahrscheinlichkeit zugeschrieben, ebenso ein zierlicher S.15. 
Michael in Fresco, beim Grafen Gualtieri in Orvieto, eine 16. 
Madonna mit Heiligen und Engeln im Louvre, u. a. m. Eine 17. 
schöne Madonna mit sitzenden Heiligen im linken Kreuz- 
arm von S. Spirito in Florenz, bezeichnet 1505, trägt wohl 
seinen hialnen mit Unrecht. Die Auffassung der Formen 
und die Gewandung erinnert an Ghirlandajo und Filippino 
Lippi, während die zarte Lieblichkeit der Madonna und des 
Kindes, die innige Andacht der Heiligen durchaus peruginesk 
sind.  Ingegno scheint der Malerei früh entsagt und sich 
städtischen Geschäften ausschliesslich gewidmet zu haben. 
Die Sage, dass er mit Rafael gewetteifert habe und früh 
erblindet sei , passt nicht zu dem, was mit Gewissheit über 
ihn ermittelt ist. 
ä. 154. Nächst Rafael ist der ausgezeichnetste unter den 
wirklichen Schülern Peruginds der Spanier Giovanni, 10 
Spagna genannt, der sich nachmals in Spoleto niederliess. 
S0 lange er dem Charakter der Schule treu blieb, entwickelte 
er im Bereich desselben eine Schönheit und ein ursprüng- 
liches, nicht bloss angeeignetes Formengefühl, welches ihn 
von seinen Mitschülern auf das Vortheilhafteste unterscheidet. 
Später jedoch, von Rafaels Grösse geblendet, verüel er in 
eine Nachahmung derselben, in Welcher man seinen frühern 
Werth kaum wiedererkennt. Am meisten stimmt er noch mit l. 
Perugino überein in dem Freseobild einer Madonna mit vier 
Heiligen, jetzt im Saale des Stadthauses zu Spoleto (bald 
nach 1500 gemalt). Trefflich ist eine Grablegung in Ma- 2. 
donna delle Lagrime bei Trevi und eine Krönung Maria mit 
Heiligen des Franciscanerordens u. a. Werke im KIOSf-er S- 3- 
Martino ebenda, um 1512 ausgeführt. Das wichtigste Bild 
Spagnafs, 1516 gemalt, findet sich in S. F rancesco zu Assisi 4.
	        
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