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Buch III.
Italien.
Jahrhundert.
Um brien
153-
Der grösste unter Peruginds Schülern ist Rafael Santi,
von dem ich in einem späteren Abschnitte sprechen werde.
ä. 153. Unter den bedeutenderen Künstlern, Welche-
ausser diesem in Peruginds Schule gebildet sind, werden seit
Vasari auch zwei, Pinturicchio und Ingegno, genannt, welche
indess mehr als seine bezahlten Gehülfen zu betrachten und
wahrscheinlich, wie Perugino selbst, aus der Schule jener-
früher genannten Meister hervorgegangen sind.
Der erste von diesen, Bernardino di Bette aus
Perugia, genannt Pinturicchio (1454-1513), war der
eigentliche Historienmaler der Schule und ein ungleich viel-
seitigeres Talent als Pietro, mit dessen früherm, mehr fioren-
tinisch realistischem Typus er wesentlich übereinstimmt. Dich
Gefühlswelt der Schule scheint er, nach seiner meist c0nven-
tionellen Behandlung des Ausdruckes zu schliessen, sich mehr"
auf äusserliche Weise angeeignet zu haben, als dass er wahr-
haft darin gelebt hätte. Am meisten Eigenthümlichkeit
entwickelt er in der vielartigen Durchführung von Charak-
teren, allein nur in seinen frühern Arbeiten; denn schon sehr
bald verführte ihn seine leichte und lohnende Productions-
weise zur Flüchtigkeit, und brachte ihn am Ende zu einem
rein handwerksmässigen Betriebe seiner Kunst, wobei noch.
immer zur guten Stunde die ursprüngliche Begabung her-
Vortritt.
Von. frühern Arbeiten des Pinturricchio ist wenig bekannt-
Wir finden ihn zuerst. als Pietr0's Gehülfen bei den Arbeiten
1, in der Sixtinischen Kapelle (vor 1484); dann schmückte er
im Auftrage Innocenz VIII. und Alexanders VI. mehrere
Zimmer des Vaticans und der Engelsburg mit religiösen und
zeitgeschichtlichen Darstellungen aus, von welchen nur die
erstem (das sogenannte Appartamento Borgia) erhalten sind.
2. (Innocenz liess ihn u. a. eine Reihe von Städteansichten
„nach Handrischer Art" malen.) Wahrscheinlich fällt auch
Sein vorzüglichstes Werk, die Fresken in S. Maria. Araceli
(erste Kapelle rechts) in diese Epoche; es sind verschiedene
Momente aus dem Leben des heiligen Bernardin von Siena,
fieissig und scharf in der Behandlung, voll Ausdruckes und