Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Italien. 
XV. Jahrhundert. 
Umbrien. 
dienstbar anreihen. Die Kunst folgte hier den Interessen des 
Lebens ebenso, wie sie sich ähnlich in den Handelsstaaten 
von Florenz und Venedig, in dem der Gelehrsamkeit des 
Alterthums hingegebenen Padua verhalten hatte. Fleckenlose 
Seelenreinheit, zum Höchsten aufsteigende Sehnsucht und 
gänzliche Hingebung in süss schmerzliche und schwärmerisch 
zärtliche Gefühle, diess sind die durchgehenden Züge in dem 
Charakter der Schule, zu deren Betrachtung wir uns jetzt 
wenden. Es ist also weniger dieses oder jenes bestimmte 
formelle Princip, als vielmehr die Sinnesweise, Welche 
den Charakter und die Grösse derselben ausmacht; wo diese 
sich zuerst zeigt, da beginnt die Schule, welches und woher 
auch die formelle Bildung des einzelnen Künstlers sein möge. 
In der Folge mochte sich dann der Schultypus immerhin auch 
auf die äussere Form ausdehnen und einen partiellen Idealis- 
mus in derselben entwickeln, wie er nur unter diesen Prä- 
missen, nur bei dieser fortgesetzten Beschäftigung mit einem 
innern und überirdischen Leben dagewesen ist. Auch der 
verhältnissmässig frühe Verfall der Schule hängt mit diesem 
ihrem innersten Wesen zusammen; nachdem sie sich den un- 
vergänglichen Ruhm erworben, RafaePs erste und in manchem 
Betracht bleibende Richtung bestimmt zu haben, sank sie 
rasch in tiefe Schwäche und Manier. 
Die formelle Stylgrundlage scheint aus verschiedenartigen 
Einwirkungen gemischt gewesen zu sein. Ausser dem all- 
gemeinem Einfluss Giottds, dem keine Gegend Mittelitaliens 
verschlossen blieb, ausser den oben erwähnten Meistern der 
Mark Ancona und des urbinatischen Gebietes f), krßuztg sich 
in diesen Gegenden die Thätigkeit z. B. des Flamänders 
Justus von Gent (ein 1474 Vollendetes Altarblatt in S. Agata 
zu Urbino) mit der des Paolo Uccello, des Benozzo Gozzoli 
und des Piero della Francesca; nach 1484 malte auch Luca 
'19) Weiteres über diese bei J. D. Passavant: "Rafael etc." I, 
S. 435 u. f. Ein Werk, welches als Hauptquelle für die ganze um- 
brische Schule anzusehen ist.  Vgl. die Aufsätze von Gaye im 
Kunstblatt 1837, N0. es u. f.
	        
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