Drittes
Capitel.
Schulen
einer
Ümbrien und Meister
Richtung.
VOII
verwandten
s. 150. Es liegt in der Natur der Sache, dass jenes,
über so viele bedeutende Schulen verbreitete realistische
Streben, welches im Allgemeinen und Wesentlichen mehr auf
die Vorstellung einer naturgemässen und schönen äusseren
Form, als auf eine besondere geistige Tiefe des Inhalts aus-
ging, nicht ohne eine bestimmte Herausstellung des Gegen-
satzes bleiben konnte. Schon in der ersten Hälfte des XV.
Jahrhunderts findet sich ein solcher Gegensatz in der floren-
tinischen Kunst, indem namentlich Fra Giovanni da Fiesole,
den ich noch den Meistern der vorigen Periode zugezählt
habe, dessen Blüthe aber erst in diese Zeit fällt, entschieden
getrennt von der Richtung der übrigen Florentiner dasteht.
Ebenso und in noch grösserer Ausdehnung bildet sich in der
zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, vornehmlich im letzten
Viertel desselben, ein solcher Gegensatz in der Schule von
Umbrienä). ,
Schon die äusseren Verhältnisse des Lebens veranlassten
es, dass sich in Umbrien, dem oberen abgeschlossenen Thale
der Tiber und den nächst umliegenden Gegenden, eine mehr
auf das Innerliche gewandte Richtung der Kunst hervorbildete.
Dieser Landstrich ist es, der sich im Mittelalter als der eigent-
liche Sitz religiöser Schwärmerei vor andern Gegenden Italiens
auszeichnet; hier finden sich die Wunderthätigsten Bilder,
hier sind Schwärmer, wie der heilige Franciscus, geboren
und gebildet; und Assisi, die Stiftung des heiligen Franciscus,
Welche einen solchen Sinn vorzugsweise erhalten musste, ist
der Mittelpunkt, um welchen die übrigen Ortschaften sich
'79) Der Name, u. W. zuerst von Rumohr vorgeschlagen, muss
nicht zu strenge auf den Umfang des altitalisehen Umbriens eezogen
werden. Beiläufig, man sagt noch heute: Wenn die 3511161111 tßbt,
weint die Peruginerin bloss.