Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Italien. 
XV. Jahrhundert. 
Venedig. 
148. 
Will nicht bloss Thatsachen, sondern ein ganzes Dasein ver- 
7, gegenwärtigen. Die Akademie von Venedig besitzt eine be- 
deutende Anzahl von Werken seiner Hand, unter denen 
besonders acht grosse figurenreiche Gemäldef), welche die 
Geschichte der h. Ursula und ihrer eilftausend Jungfrauen 
darstellen, bemerkenswerth sind; sie waren früher in der 
Schule der heil. Ursula befindlich. Es sind Meisterwerke, 
überreich an Gestalten, Motiven und Charakteren; das ein- 
förmige Ceremoniell, welches mehrern dieser Scenen zu Grunde 
liegt, ist durchgängig unterbrochen und aufgehoben durch 
freie Gruppirung und geistige Bezüge; die Farben strahlen 
s. in klarstem Lichtglanz. Auch zu jener Reihe von Bildern, 
welche die Wunder der h. Kreuzreliqtiie darstellen, hat. Car- 
paccio einen, und vielleicht den trelflichsten Beitrag geliefert: 
die Heilung eines Besessenen durch den Patriarchen von 
Grado; die Handlung geht oben in der Loggia eines Palastes 
vor, während unten, auf und am Kanal, zahllose Zuschauer 
harren. Wie diese Mirakelbilder überhaupt, so giebt auch 
dieses den ansprechendsten Begriff von Bauten, Trachten 
9. und Volk des alten Venedig. Andere Bilder derselben Samm- 
lung, eine Darstellung im Tempel (1510), eine Apotheose 
der heil. Ursula, sind insgemein breiter und mehr im ent- 
wickeltem venetianischen Styl behandelt, doch tritt hier bei 
dem grossen Massstabe der Figuren eine gewisse Befangen- 
10.heit _der Formen hervor.  Ein Hauptwerk des Malers ist 
das Altarbild in S. Vitale zu Venedig, (vom Jahre 1514), 
welches bei vorzüglicher Ausführung auch als santa conver- 
sazione der frühern Art merkwürdig ist; eine Architektur im 
Hintergrunde dient noch immer den vorn stehenden Heiligen 
zu einer scheinbaren symmetrischen Einfassung, während sie 
schon mit dem in der Mitte auf Weissem Pferde sitzenden 
h. Vitalis in eifrigem Gespräche sind; oben auf einer Galerie 
sind auch vier andere Heilige in lebhafter Unterhaltung be- 
lrgrilifen. Die Galerie der Brera zu Mailand besitzt ebenfalls 
ü) 
berti. 
In 
einer 
Reihenfolge 'gest. von: 
Gio. 
de Pian 
Franc. Calim- 
8
	        
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