148.
Carpaccio
seine
und
Schüler.
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Strenge, welche bisweilen auch an einen trockenen Realismus
grenzt und von einer gewissen Befangenheit in der Gewandung
und in dem stets wiederkehrenden Typus der Köpfe begleitet
ist, Er scheint in einem nähern Verhältniss zu den beiden
Vivarini gestanden zu haben, wie sich vornehmlich aus jenem 1.
oben erwähnten grossen Altarbilde in der Kirche S. M. de'
frari zu Venedig ergiebt, welches von Vivarini angefangen
und von Basaiti vollendet ist: der h. Ambrosius, zwischen
mehreren Heiligen sitzend, und darüber die Krönung der
Maria. (Ein Hauptwerk, nach Eastlake, eine Himmelfahrt
lXIariä, in S. Pietro JNIartyro in Murano.) Diesem ähnlich ist 2.
eine Darstellung Christi am Oelberge vom lJahre 1510, in
der venetianischen Akademie. Minder bedeutend, obgleich 3.
mit treiilichen Einzelheiten, ein andres Bild derselben Samm-
lung, gleichfalls vom Jahre 1510: die Berufung der Söhne
Zebedäi zum Apostelamte, eine Composition von dramatischer
Bewegung, wie sie vielleicht nicht in den Kräften des Künst-
lers lag. Einige kleinere Bilder der Akademie sind dagegen 4.
wiederum sehr vorzüglich. Auch das Berliner Museum be- 5.
sitzt Stücke von einem schönen Altarwerk dieses Künstlers,
und einen heil. Sebastian,
Bedeutender als der eben genannte ist Vittore Car- 6.
paccio. Dieser Künstler ist der eigentliche Historien-Maler
der altern venetianischen Schule, aber er fasst seine Dar-
stellungen gleich von vorn herein in jener mehr genreartigen
(romantischen) Weise auf, von der ich oben gesprochen habe.
Er weiss in solchen Bildern das venetianische Volksleben
seiner Zeit in bunter Mannigfaltigkeit und in reichster Ent-
wickelung vorzuführen; auch liebt er es, die Hintergründe
derselben mit landschaftlichen Prospekten, mit Architekturen
und dergleichen auszufüllen. Er ist in solcher Rücksicht den
florentinischen Meistern des XV. Jahrhunderts gegenüber-
zustellen, nur nimmt bei ihm die landschaftliche und archi-
tektonische Umgebung eine noch grössere Wichtigkeit und
eine ungleich mehr durchgeführte Behandlung in Anspruch;
er vertheilt die Composition frei in dieselbe hinein und ver-
bindet das Ganze durch eine tiefe, kraftvolle Färbung; er