145.
Der
selbständige
venetianisclue
Styl.
61
(3 männliche
Vivarini.
Heilige)
entspricht
eher
dem
Bartolommeo
5. 145. Nachdem wir diese der paduanischen Richtung
angehörigen Künstler Venedigs betrachtet haben, sind wir
nunmehr im Stande, die selbständige Eigenthiimlichkeit der
venetianischen Schule näher ins Auge zu fassen, wie
dieselbe sich nämlich in der zweiten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts neben der florentinischen und der paduanischen
Schule der Zeit, als drittes Glied für die Befreiung der
Kunst in ihren äusseren Verhältnissen entfaltet hat. In jenen
Schulen ging man, wie wir bemerkt haben, für diesen Zweck
vorzugsweise davon aus, dass man sich über die Form, und
über die Gesetze, welche der Erscheinung der Form zu
Grunde liegen (Zeichnung, Modellirung, Helldunkel etc.) zu-
nächst verständigte und das Element der Farbe im Allge-
meinen mehr als ein untergeordnetes betrachtete. Bei den
Venetianern dagegen tritt im Wesentlichen das Element der
F erbe als das bedeutendere hervor, und in Folge desselben
bildet SiCh ihre Schule zu einer besonderen Eigenthümlichkeit
aus. Wir haben hiebei zu berücksichtigen, dass schon jene
älteren Meister (Antonio Vivarini und Johannes der Deutsche)
eine, in jener Zeit noch ungekannte Trefflichkeit der Farben-
behandlung, vornehmlich in der Carnation, zeigten; sodann,
dass der ebenfalls schon genannte Gentile da Fabriano sich
längere Zeit in Venedig aufhielt und dort mehrere Schüler
bildete, welche ohne Zweifel die Heiterkeit und den Glanz
dieses Meisters beibehalten und in ihrer Weise Weiter gebildet
haben; dass ferner, worauf ich wieder zurückkommen werde,
bei den Venetianern zuerst unter den italienischen Schulen
die Technik der Oehnalerei angewandt wurde, deren grössere
Flüssigkeit und Saftigkeit (im Vergleich mit der Tempera-
malerei) vorzüglich jene Eigenthümlichkeit begünstigte. Vor-
nehmlich aber war es der heitere festliche Sinn des venetia-
nischen Volkes selbst, der den eigentlichen Grund und die
Veranlassung einer solchen Auffassungsweise bildete. Was
Zeichnung, Anordnung und Ausschmückung' anbetrifft, so
neigten sich hierin die Venetianer vorzüglich zu der Behand-