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Buch IV
XVI. J ahrhunderf.
Spanien unt.
ital.
Einii.
266.
Unter der bedeutenden Anzahl spanischer Künstler,
welche in Italien, vornehmlich in der Schule des Michelangelo.
gebildet waren oder einer ähnlichen Richtung folgten, sind
ferner zu nennen: Pedro de Villegas Marmolejo und
i der Römer Mateo Perez de Alesio, beide Nachfolger
des Luis de Vargas und zu Sevilla thätig, Caspar
Becerra, Schüler VasarYs, der vornehmlich zu Ma.drid,
als Bildhauer, Architekt und Maler arbeitete, u. a. m. Die
Blüthe dieser Meister fallt in die spätere Zeit des XVLJahr-
hunderte. Gleichzeitig mit diesen blühte in Valencia V i c en t e
Juan Maeip (IÖ24r-lÖ7Q), fälschlich Juan de Juanez
genannt), bei dem man, ähnlich wie beim Pedro Campafia,
13. noch die Nachklange der älteren Schule gewahrt. Von ihm
sind im Museum zu Madrid u. a vier Darstellungen aus dem
Leben des heil. Stephan, eine Heimsuchung Maria, ein Mar-
tyrium der heil. Agnes und ein prachtvolles grosses Abend-
14.mal vorhanden; im Louvre eine Auferstehung und mehrere
1.5, kleinere Bilder; in der Galerie [Esterhazy zu Wien ein Bild
des Heilandes, Anderes in Valencia u. a a. O Wenn spanische
Schriftsteller den Vicente dem Rafael gleich schätzen, auch
wohl gar (wie Palomino) über diesen stellen, so ist dies eine
"offenbare Uebertreibung, die indess doch ihren wahren Grund
hat. Neben einer beträchtlich manierirten, an die Nieder-
länder erinnernden Nachahmung 'römisch-florentiniseher Art
zeigt sich bei Joanez stellenweise ein ernstes Eingehen auf
die Schönheit rafaelischer Motive. Die tiefe ltlrömmigkeit,
welche ihn bewog, beim Beginn wichtiger Kirchenbilder sich
durch das Sacrament des Altars zu stärken, mochte sich zum
Seelenausdruck Rafaels besonders hingezogen fühlen. Aehn-
liche Züge werden auch von Morales und noch mehr vßn
Vargas berichtet, in dessen Zelle man nach sei11em_Tode
Geisseln und härene Gürtel vorfand.
Ebenso jedoch, wie bei den Niederländern, fand auch
bei den Spaniern im weiteren Verlauf des XVL Jahyhun-
derts eine Veränderung der italienischen Studien Statt.
Nachdem sie das Formenstudium unter der Leitung der
Römer und Florentiner beseitigt hatten, so wandten sie sich