Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

604 
Buch 
XVI. Jahrhundert. 
Spanien 
unt. 
ital. 
Einfl. 
266. 
fast 
auf 
Salamanca 
und 
Valladolid 
beschränkten 
Malereien 
sind bei sehr sorgfältiger Ausführung in ähnlicher Weise 
manierirt, wie spätere römische Bilder, obgleich er Italien nur 
in der höchsten Blüthezeit (1503-1520) gekannt hatte. 
Ein zweiter vorzüglicherer Meister ist P e d ro Ca mpa ü a 
(1503 1580 , eigentlich ein Niederländer und in Brüssel 
geboren, seiner künstlerischen Thätigkeit nach jedoch wesent-- 
lieh den Spaniern zuzuzählen k). Seine Ausbildung hatte er 
in Italien, wahrscheinlich ebenfalls unter Michelangelo, er- 
halten, doch verbindet er mit der Richtung des letzteren noch 
bedeutende Anklänge an die ältere Schule. Sein Hauptwerk 
ist eine Abnahme vom Kreuz in der Kathedrale von Sevilla 
(früher _in der Kirche Sta. Cruz); im Colorit, im Ausdruck 
der Gesichter, in der einfachen Composition, die fast in archi- 
tektonischer Symmetrie geordnet ist, wird dies Gemälde mit 
den Leistungen Albrecht Dürer's verglichen; im Ausdruck 
der augenblicklichen Bewegung, die nicht äusserlich, sondern 
von innen herausgeht, zeigt sich die Annäherung an Michel- 
angelo. Die Meisterhattigkeit des Momentanen in dieser 
Darstellung bezeichnet am Besten ein Ausspruch Murillds. 
Dieser grosse Künstler pflegte nemlich in seinem Alter täg- 
lich das Gemälde zu besuchen und lange davor zu verweilen; 
eines Tages fragte ihn der Sakristan, der die Kirche schlies- 
sen Wollte, was er so lange vor dem Bilde zu stehen habe? 
worauf Murillo ganz in Gedanken erwiederte: „Ich warte 
bis diese heiligen Männer unsern Herrn vollends herabgenom- 
men habenffj"  In derselben Kathedrale eine Reinigung 
Maria und eine Auferstehung mit Heiligen.  {Auch in an- 
dren Kirchen von Sevillo. finden sich verschiedene Gemälde 
Campaüafs.  Im BerlinerMuseum eine Madonna, mit dem 
Kinde, in welchem Bilde der Kopf der Nladglqna höchst 
interessant, das Kind jedoch von unangenehmer Zeichnung 
ist.  Gleichzeitig mit diesem arbeitete in Sevilla sein 
ü) Tüb. Kunstblatt 1822, Nr. 77. Ueber Ferdinand Sturm 
Ziricksee (1555) vergl. Passavant D. Kunstbl 1853, S_ 113, 
3.118
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.