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Buch
XVI. Jahrhundert.
Spanien
unt.
ital.
Einfl.
266.
fast
auf
Salamanca
und
Valladolid
beschränkten
Malereien
sind bei sehr sorgfältiger Ausführung in ähnlicher Weise
manierirt, wie spätere römische Bilder, obgleich er Italien nur
in der höchsten Blüthezeit (1503-1520) gekannt hatte.
Ein zweiter vorzüglicherer Meister ist P e d ro Ca mpa ü a
(1503 1580 , eigentlich ein Niederländer und in Brüssel
geboren, seiner künstlerischen Thätigkeit nach jedoch wesent--
lieh den Spaniern zuzuzählen k). Seine Ausbildung hatte er
in Italien, wahrscheinlich ebenfalls unter Michelangelo, er-
halten, doch verbindet er mit der Richtung des letzteren noch
bedeutende Anklänge an die ältere Schule. Sein Hauptwerk
ist eine Abnahme vom Kreuz in der Kathedrale von Sevilla
(früher _in der Kirche Sta. Cruz); im Colorit, im Ausdruck
der Gesichter, in der einfachen Composition, die fast in archi-
tektonischer Symmetrie geordnet ist, wird dies Gemälde mit
den Leistungen Albrecht Dürer's verglichen; im Ausdruck
der augenblicklichen Bewegung, die nicht äusserlich, sondern
von innen herausgeht, zeigt sich die Annäherung an Michel-
angelo. Die Meisterhattigkeit des Momentanen in dieser
Darstellung bezeichnet am Besten ein Ausspruch Murillds.
Dieser grosse Künstler pflegte nemlich in seinem Alter täg-
lich das Gemälde zu besuchen und lange davor zu verweilen;
eines Tages fragte ihn der Sakristan, der die Kirche schlies-
sen Wollte, was er so lange vor dem Bilde zu stehen habe?
worauf Murillo ganz in Gedanken erwiederte: „Ich warte
bis diese heiligen Männer unsern Herrn vollends herabgenom-
men habenffj" In derselben Kathedrale eine Reinigung
Maria und eine Auferstehung mit Heiligen. {Auch in an-
dren Kirchen von Sevillo. finden sich verschiedene Gemälde
Campaüafs. Im BerlinerMuseum eine Madonna, mit dem
Kinde, in welchem Bilde der Kopf der Nladglqna höchst
interessant, das Kind jedoch von unangenehmer Zeichnung
ist. Gleichzeitig mit diesem arbeitete in Sevilla sein
ü) Tüb. Kunstblatt 1822, Nr. 77. Ueber Ferdinand Sturm
Ziricksee (1555) vergl. Passavant D. Kunstbl 1853, S_ 113,
3.118