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Buch IV.
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Ital. Einfluss.
Ein einziger Maler scheint weniger davon berührt wor-
den zu sein: Francois Clouet, gen. Janet (blühte 1540
bis 1560), von welchem der Louvre und mehrere andere
Galerien eine Anzahl kleiner, sauberer Portraits, meist von
Personen des damaligen französischen Hofes, zum Theil in
ganzer Figur, besitzen. Der Styl derselben ist wesentlich
niederländisch, die feine und wahre Auffassung erinnert a.n
Holbein, obwohl sonst. weder dessen Tiefe noch die Natur-
wahrheit seines Colorites erreicht ist. Das bedeutendste Bild,
Katharina von Medici mit ihren Kindern, ganze Figuren in
Lebensgrösse, befindet sich nebst 88 Handzeichnungen J anet's
in Castle Howardt"). Die meisten übrigen Maler stehen.
den geringem italienischen und brabantischen Manieristen
parallel. S0 erinnert Jean Cousin (blühte 1540 1589),
den die Franzosen ihren Michelangelo nennen, unmittelbar
an Franz Floris, welcher bekanntlich mit demselben Rechte
der niederländische Rafael heisst. Sein „Weltgericht" im
Louvre ist ein geschmackloses und buntes Gewirr, obwohl
von sorgfältiger Ausführung und warmem Ton Ihm schreibt
man ausserdem einzelne Glasmalereien zu, z. B. die sehr
manierirten und haltungslosen im Mittelschiff von S. Gervais
in Paris. Wir übergehen die andern, noch ziemlich zahl-
reichen Werke dieser Gattung, in welcher damals Bernard
Palissy, Robert Pinaigrier, Henriet Claude u. A.
glänzten, indem hier eben so wenig als in der gleichzeitigen
limosinischen Emailarbeit ein wahrhaft selbständiger Fort-
schritt der Malerei zu erkennen ist. Von den unter Cousin's
Einfluss entstandenen Miniaturen ist ein in der kaiserl Biblio-
thek zu Paris beündliches Gebetbuch Heinrichs II. zu nen-
nen, auf welchen die Pracht- und Kunstliebe seines Vaters
sich vererbt hatte. Dasselbe enthält eine grosse Anzahl von
wohl das verhältnissmässig sehr frühe Auftreten der Renaissance in der
französischen Baukunst mit dieser fortlaufenden Kette von südlichen
Einßüssen zusammen.
Ueber Jehan Clouet, des Frangois Vater, und diesen
vergl. Waagen im D. Kunstbl. 1851, S. 76 und 85.
letztem