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Buch IV.
Norden
XVI. Jahrhundert.
Ital. Einfluss.
263.
Reliquienschreines, auf beiden Seiten bemalt, auf denen zu
äusserst die lebensgrossen Gestalten verschiedener Heiligen,
sodann Begebenheiten aus dem Leben der Kaiserin Helena
und das Martyrthum der thebaischen Legion, zu innerst
mehrere Scenen aus dem Leiden Christi dargestellt. sind. Im
2. Museum zu Köln ist aus dieser Zeit (1535) das tüchtige
Portrait des Bürgermeisters Browiller, im Berliner Museum
3- das sehr vorzügliche des Bürgermeisters J. van Ryth,
vom Jahre 1525, vorhanden, welches letzterebeinahe an
spätere Holbeidsche Bildnisse erinnert. Von den spatern
Werken italisirender Gattung, welche insgemein eine leere,
unangenehme Manier zeigen, besitzt das Museum und
4, die Kirchen von Köln (bes. S. Severin), die Moritz-
5. kapelle zu Nürnberg, u. a. Sammlungen eine beträchtliche
6. Anzahl; Einiges davon mag den zum Collectivum gewordenen
Namen de Bruyn allerdings- mit Unrecht tragen (dagegen
dürfte ihm manches, in der Münchner Sammlung dem Heems-
7. kerk Zugeschriebene gehören). Vielleicht das beste Bild dieser
Richtung befindet sich in der Sammlung des Herrn Haan in
Köln (ehemals bei Lyversberg); oberwärts Christus auf dem
Regenbogen, unten rechts Heilige des Ritterstandes, links
heilige Geistliche, fern in der Mitte zwei arbeitende Bauern.
Das Ganze ist. in einem ernsten, nicht unedeln Sinn concipirt
und enthält in den lebenswahren Köpfen und der guten Ge-
wandung noch Anklänge der frühern WVcise. Von den
andern_ kölnischen Malern jener Zeit ist Johann von
Aachen, Schüler des Spranger, ein nicht zu verachtender,
glänzender Manierist, Geldorp Gortzius (ein geborner
Niederländer, geb. 1553), in Pcrtraits ansprechend, J errich
nicht. ohne eine weiche Eleganz.
In den protestantischen Gegenden Norddeutschlands,
welche schon zur Zeit Dürer's eine untergeordnete Stelle in
der Malerei eingenommen, taucht hie und da noch ein Kunst-
werk, aber selten von einigem Belange auf. An den Höfen
beschränkte man sich wesentlich auf Portraitmalerei und
wandte die vorhandenen Mittel auf Curiositäten, getriebene
Arbeit, Elfenbeinschnitzereien u. dgL; eine Geschmacksrich-