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Buch
Norden.
ÄVI. Jahrhundert.
ltal.
Einfluss.
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Werke bei dieser Prätention alles inneren Gehalts entbehren,
Weil sie durchaus hohl, nüchtern und geistlos sind, so machen
sie, fast unter allen Prcductionen dieser Zeit, den wider-
wärtigsten Eindruck. Eins seiner unleidlichsten Werke (das
seltsamer Weise lange für ein Bild des wirklichen Rafael
gegolten hat) befindet sich im Berliner Museum: Loth mit
seinen beiden Töchtern; hier ist. der ekelhafte Gegenstand,
den es darstellt und der nur für die wüst leidenschaftliche
WVeise späterer italienischer Naturalisten geeignet sein möchte,
mit vornehmster Kälte und Lüge vorgeführt. Eine bessere
Uebereinstimmung zwischen Gegenstand und Darstellung
findet man dagegen in einem Bilde der Galerie von Sans-
souei bei Potsdam, welches die Schönheit, eine nackte weib-
liche Gestalt, und hinter ihr den Tod darstellt; die hohle
Prätention in der Gestalt des Lebens contrastirt in diesem
Bilde auf eine Wirksame Weise mit jenem dürren Knochen-
gerippe. Langweilige Götterfiguren von der Hand des
Floris sieht man in verschiedenen Galerieen. Sein berühm-
testes Werk ist der Sturz der bösen Engel, in der Akademie
von Antwerpen, eine Sammlung wohlgezeichneter Aktstrldien.
Floris bildete eine bedeutende Schule. Zu den Künst-
lern, die aus derselben hervorgegangen sind, gehören zunächst
die Gebrüder Franek, unter denen vornehmlich Franz
Franck der ältere durch kräftige Färbung und die Ab-
wesenheit. affektirten Strebens bemerkenswerth ist. Seine
bedeutendsten Bilder sind in der Akademie und im Dome
von Antwerpen. Ihm ähnlich, vielleicht nur mehr manierirt,
ist sein Sohn Franz Franck der jüngere, welcher indess
schon einen gewissen Einfluss von Seiten des Rubens erken-
nen lässt; ein nicht uninteressantes Bild dieses Künstlers ist
der Kampf der Menschen und Thiere gegen den Tod, in der
Galerie von München. Ein andrer Schüler des Floris war
Franz Pourbus der ältere, der als Portraitmaler, in
schlichter und energischer Auffassung des Lebens und Kraft
des Colorites, eine bedeutende Stelle einnimmt. Seine Pre-
digt des heiligen Aloysius unter vielem Volk, in der Akademie
von Antwerpen, zeichnet sich durch die Einführung von