Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Niederländer: 
L. Lombard; 
Floris. 
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traitbildern, wo ein unmittelbares Anschliessen an das Leben 
und an die Natur geboten war, begegnen wir auch hier 
einzelnen vorzüglichen Leistungen. Besonders iunerquieklich 
sind dagegen, hier wie in Italien, die allegorischen Darstel- 
lungen, welche der Bildung jener Zeit so sehr zusagten. Aus 
Abstractionen und Gestalten der römisoll-griechischen B-Iytho- 
logie gemischt, müssen sie dazu dienen, auch das Unmögliche 
darstellbar zu machen. 
Zu den Niederländern, welche sich am frühsten aus- 
schliesslich der italienischen Kunst zuwandten, gehört La m- 
bert Lombard (eigentlich Lambert Sustermann, zu Lüttich 
1506 ,geb., 1560 gest.), angeblich Schüler des Andrea del 
Sarto. Dieser Künstler ist noch ;de_r, Anziehendste unter 
seinen gleichstrebenden Zeitgenossen; er wusste sich das Edle 
und Würdige der römischen Schule in einzelnen Fällen mit 
lebendigem 'Gefühle anzueignen. Da ,seine Gemälde aber 
etwas Schlichtes und Anspruchloses haben, so hat er nicht 
den Ruhm erlangt, wie die späteren. Von ihm ist unter 
anderen im Berliner Museum ein anmuthiges, gefühlvongg 
Bild, eine Nladonna, die das schlafende Kind in ihren Armen 
hält, vorhanden. Hier wie in andern Äladonnenbildern, welche 
meist für italienische Arbeit gelten, ist die Farbe etwas blass, 
aber sehr zart verschmolzen. Drei andere seiner sehr selten 
gewordenen Bilder (Durchgang durch's rothe Meer u. a.) sind 
von der Sammlung des verstorbenen Königs der Niederlande 
wahrscheinlich im Haag verblieben. 
Der berühmte Schüler des Lombard, das eigentliche 
Haupt der gesammten künstlerischen Richtung der Zeit, war 
Franz Floris eigentlich Franz de Vriendt, 1520-1570), 
den seine Zeitgenossen, in Bezug auf seine bedeutende Ein- 
wirkung auf die Kunst, als den "Laternenträger und Strassen- 
Vmacher der nieiderläindisehen Kunst" bezeichneten, den sie 
sogar mit dem Ehrentitel des nflandrischen Rafael" belegten. 
"Franz Floris hat dem Rafael und Michelangelo allerdings 
gewisse Aeusserliehkeiten der Zeichnung und Anordnung ab- 
gesehen, auch weiss er dieselben mit einer eigenthümlich 
vornehmen Prätention vorzutragen; aber gerade, weil seine
	        
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