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Buch IV. Norden. XVI. Jahrhundert. Niederländer.
259.260.
demie.
Ausser
den
schon
erwähnten
Genrebildern
konnnt
auch eine lebensgrosse Halbfigur des heil. Hieronymus u. A.
der Art mehrfach vor k), was theils von seiner Hand, theils
von noch geringem Antwerpner Künstlern gearbeitet sein mag.
ä. 260. Gleichzeitig mit Quintin Massys und bis zur
Mitte des XVI. Jahrhunderts begegnen wir einer nicht un-
bedeutenden Anzahl niederländischer Künstler, die die
Mängel der alten Schule, in andrer Weise auszugleichen
suchten. Der Ruhm der grossen Meister Italiens war nach
dem Norden gedrungen, die reinere Schönheit ihrer Gestal-
ten hatte dem Sinn ein neues Gebiet eröffnet; mit den neuen
Erfahrungen, die sie bei ihren Studien in Italien gesammelt,
durften die niederländischen, Künstler hoffen, zu schöneren
Resultaten zu gelangen. Man behielt das Gemüthvolle der
alten Compositionsweise ohne ihre Härten und Unregel-
mässigkeiten bei"), man bildete die Gestalten richtiger und
voller, die Gruppen mehr übersichtlich und zierlich, und
erreichte es allerdings, dem Auge mannigfach wohlgefallige
Bilder vorzuführen. Aber mit der Naivetät der alten Dar-
stellungen war auch zugleich ihr innerliches, geheimnissvoll
ergreifendes YVesen verschwunden; und doch war man von
ihnen noch nicht frei genug, besass man überhaupt nicht
innerliche Kraft genug, um den tiefen Quell , aus dem jene
vollendetere Richtung der italienischen Kunst hervordrang,
zu ergründen. So entstand in der Mehrzahl dieser nieder-
ländischen Leistungen, trotz mancher äusserexi Vervollkomm-
nung, eine Leere des Gefühls, die von der grossartigen Kraft
des Quintin Massys weit entfernt. war, und die nur in ver-
einzelten Fällen, namentlich in den früheren Leistungen der
Meister dieser Richtung, einem bedeutsamer-au Ernste zu
weichen vermochte. Die vorzüglichsten Künstler sind folgende.
e) Das (nach Waagen) unzweifelhafte Original, von Quentiifs
Hand, beim Grafen d'Arrael1e in 'l'urin. .
am) Aus diesem Grunde behandeln wir die betreffenden Künstler
schon hier und behalten dem letzten Capitel dieses Abschnittes eine
zweite Reihe niederländischer Maler vor, welche wiedenun in einem
besondern Sinne von den Italienern abhängen.