259.
Johann
Massys.
579
und wenn irgend eine Leistung neben Dürerls Aposteln ge-
nannt zu werden verdient, so ist es diese. (Wiederholungen
in der Londoner Nationalgalerie u. a. m. O.) Eine trefFliche
Lucrezizi, dem altern Cranach zugeschrieben, im Wiener
Belvedere.
Nun giebt. es noch eine Anzahl Genrebilder in lebensgrossen
Halbfigilren, welche insgemein Quintins Namen tragen, obwohl
kein einziges der noch vorhandenen Exemplare seine geistvolle
Behandlung zeigt. Doch ist wenigstens die Erfindung in einem
derselben, den "beiden Geizhälsen", so vorzüglich, dass man
keinen Grund hat, ihm dieselbe abzusprechen. Das Bild stellt-
zwei Männer, hinter einem Tische sitzend, dar; der eine, be-
schäftigt, Geld zu zahlen und die Summeiin seinem Rechnungs-
buche zu notiren, hat. das Aussehen eines Isiaufmanns; der andre,
der jenem die Hand vertraulich über die Schulter legt und bos-
haft vergnüglich zum Beschauer herausblickt, scheint ihn so
eben betrogen zu haben. Das Ganze ist, in den Köpfen
sowohl, wie in dem mannigfachen Geräth des COIDPlC-Olr-
Zimmers, vortrefflichigedacht. und ein merkwürdiges Beispiel
des Ueberganges der Malerei von heiligen zu Weltlighen
Gegenständen. Die vorzüglichern Exemplare, worunter das
bisher als Original geltende im Palast zu Windsor gerade
nicht gehört, mögen wohl von Quintiifs Sohne J ohann
ausgeführt sein, welcher später dasselbe Thema auf eigene
Hand mannigfach variirt zu haben scheint. Von ihm rühren
die bessern Exemplare jenes Geldweehslers oder Goldschmie-
des mit Frau, jenes streitenden Ehepaares, u. dgl. m. her,
Welche in so vielen Galerieen den Namen seines Vaters tragen.
Eine namhafte Schule scheint. sich nicht an Quentin
Massys angeschlossen zu haben. Nur sein Sohn, der eben
genannte Johann Massys ist als-Schüler Quintids, von
dem sich WVerke erhalten haben, bekannt, doch sind Seine
Bilder, sowohl in Rücksicht auf die reizlose Färbung als
auf gemeinere Auffassung, wenig interessant. _Als Beispiel
sind ein Paar Bilder Johanns in der Gemäldesammlung des
Königs von Holland im Haag, ein Ecce-Homo und eine
Kreuztragung, ainzuführen; anderes in der Antwcrpner Aka-
37g