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Buch IV.
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Niedorlänrler.
259.
Schönheit in den Formen des letzteren erreichte, und wenn
nicht im Gegentheil noch etwas Schrofes und Gewaltsames
das Ringen des Künstlers zur Bewältigung seines Stoffes
erkennen liesse.
In anderen Bildern, deren Gegenstand die pathetische
Auffassung des vorigen ausschloss, erscheint Quintin weicher
und entwickelt ein eigenthümlich heiteres frisches Leben.
S0 in einer schönen Altartafel, Welche aus der Gemälde-
galerie des Königs von Holland im Ilaag in die kaiserliche
Sammlung bzu St. Petersburg gekommen: Maria mit dem
Christkinde im Arme, als Irlimmelslaönigin auf dem halben
Mdnde stehend und von Engeln umgeben; unter ihr sieben
Gestalten mystischerBeziehung, theils des alten Testamentes,
theils der Legende. Aehnlich ein Altarblatt in der Peters-
kirche zu Löwen (in einer Nebenkapelle des Chores), welches
auf dem Mittelbilde Maria mit dem Kinde und die Personen
der heil. Verwandtschaft, auf den Seitentafeln Scenen aus
dem Leben der Eltern der Maria darstellt; wiederum ein
Werk von seelenvollstem Ausdruck und mildestei- Harmonie
in Licht und Farbe. -Aehnlich auch ein Gemälde des Ber-
liner Blus eums :
sitzend
Maria. auf dem Throne
und das Christ-
kind küssend. Vorn, auf einem Tischchen, sieht man hier
Speisen, kunstreich gemalt, aber schon ein irdisches Bedürf-
niss andeutend, Welches den älteren Meistern ebenso wie die
lebendigere Bewegung des Ganzen fremd ist; doch ist die
Arbeit des Thrones, besonders die durchschimlnernden Achat-
säulen und deren durchbrochene Goldkapitäle, wiederum ganz
in der alten nachdenklichen Weise ausgeführt._ In der Ant-
Werpner Akademie wird ausser dem erwähnten Idälllptyvefk
eine Halbfigur der heil. Magdalena (Wiederholung früher in
Corshamhcuse, jetzt bei James Rothschild in Paris) und ein
Ecce-Homo dem Massys zugeschrieben; letzteres eine Gestalt
des edelsten Schmerzes, mit gesenktem Blick; sodann die
Brustbilder Christi nnd Mariä, welche neuerlich unter der
irrigen Benennung "Holbein" gestochen worden sind. An
Adel, Schönheit und hinreissendem Ausdruck möchten diesel-
ben keinem ausseritalienischen Werke dieser Zeit nachstehen,