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Buch IV.
Norden. XVI. Jahrhundert.
Brabanter.
die Flucht. nach Aegypten, aussen Adam und Eva enthal-
15-tend. In der Akademie von Antwerpen zwei Portraits und
eine Glorie Christi und Mariä zwischen Engeln, unten Pro-
pheten und Slbyllen in halber läligur. In der Kirche Notre-
dame zu Brügge eine Mater dolorosa von grosser Tiefe des
16- Ausdruckes. Im Berliner Museum zwei reizende kleine Bild-
chen der heil. Uungfrau, das eine stellt sie auf dunklem
Grunde zwischen Engeln, das andere in reicher Landschaft
sitzend dar.
ä. 259. An der Spitze der brabantischen Künstlerx)
steht Quintin Messys (richtiger Mas sys, von Antwerpen,
vermuthlich aus einer dortigen Malerfamilie 1460 geboren, 1530
oder 31 gestorben). Die Bildungsgeschichte dieses Künstlers ist
wenig bekannt; man. weiss nur, dass er früher ein Grob-
schmied war und, um der Hand seiner Geliebten würdig zu
werden, die Kunst der Malerei erlernte, angeblich ohne
Lehrmeister. In der That ist es schwer, ihn irgend einem
der bekannten Maler als Schüler zuzuweisen; am meisten
stimmt er, z. B. in dem sonst ungewöhnlichen grossen Mass-
stab seiner Figuren und deren Eintheilung im Raum, sowie
auch in einem gewissen Pathos mit seinem ältern Zeitge-
nossen Rogier van der Weyde überein, weicht aber in der
Einzelbehandlung und Färbung wiederum beträchtlich von
demselben ab. Was bei Rogier noch unfreie Ahnung ist,
wird hier zur freien, bewussten Meisterschaft. Massys er-
scheint als ein tiefer, unabhängiger Geist, dem die Aeusser-
lichkeit der spätern Nachfolger der van Eycks nicht gefiel,
der es müde war, hergebrachte kleine Gestalten auf einen
prunkvollen miniaturartigen Hintergrund zu vertheilen, und
der nun wenn auch nicht mit ungetheiltem Erfolge
den höchsten Zielen seiner Kunst nachstrebte: der vollen,
allseitigen Entwickelung "der Körperform, ihrer Beseelung
durch mächtigen Ausdruck, und einer ebensowohl nach gei-
Auffallender Weise ist von einer ältern Brabanter Schule fhst
nichts bekannt, als dass die Antwerpner Malergilde zu S. Lueas schon
um die Mitte des XV. Jahrhunderts eröffnet wurde. Rogiex- van der
Weyde wohnte wenigstens in Brüssel.