256.
257.
Kölner.
J oh.
Calcar.
Westfall.
Malei
569
voll; für Idie sinnige Auffassung mag der bezeichnende Zug
genügen, dass die Auferweckung des Lazarus auf den Kirch-
hof von Calcar verlegt und somit zu einem allgemeinem
Symbol der Auferstehung für die andäehtigen Beschauer
umgedeutet istiß). Einzelne geringe Arbeiten auf Neben-
altären derselben Kirche, z. B. eine Legende der heil. Ur-
sula, gelten als Jugendwerke des Meisters; ausserdem wird
eine Mater dolorosa in der Münchner Pinakothek ihm zuge-
schriebeux Aehnlichen Styl zeigen ausserdem vier treflliehe
einzelne Heiligenliguren in der Kirche zu Rees und ein
merkwürdiges, mittelgrosses Gemälde im Rathhaussaal zu
Wesel: vor dem Richter, in Gegenwart vieler Anwesenden
steht ein Zeuge, im Begriü" einen falschen Eid zu schwören;
ein Teufel sucht ihn anzutreiben, ein Engel ihn abzuhalten.
Die Gemälde auf den Seitenaltären des Domes von Xan-
ten, welche man dem Johann zuschrieb, sind von verschie-
denen andern Händen,
Andere Gemälde dieser Schule von Calcar enthält u. a.
das Berliner Museum, z. B. eine Darstellung des Todes
Mariä, von sehr sorgfältiger Charakteristik der Köpfe und
fast flandrischer Behandlung, und ein Mittelbild mit Flügeln,
Kreuzabnahme, Geburt und Anbetung der Könige enthal-
tend, von etwas plumper Körperbildung und unbedeutendem
Ausdruck.
ä. 257. Von den westfälischen Malern dieser Zeit_
stehen Einige den rheinischen nicht nach, mit Welchen sie
vielleicht durch enges Schulverhältniss verbunden waren.
Den meisten ist eine grosse Intensivität in gewissen unge-
brochenen Farben, aber auch eine empfindungslose und grelle
Zusammenstellung derselben eigen, welche weniger als bei
Waagen schreibt das eben beschriebene Werk einem unbe-
kannten Meister vom Anfang des 16. Jahrhunderts zu, und vergleicht
denselben mit Memling und dem Autor einer trefflichen {Taufe Christi"
in der Akademie zu Brügge. Das Uebrige übergeht er mit Still-
schweigen, rühmt aber des J. v. Calcar Bilder (Portraits) in, italienischer
Kunstweise, die dem Tizian und Giambatt. Moroni nahestehend, mit
Werken der letztem verwechselt worden sind. v. B1.