Melozzo
Forli.
Alte
Mailänder.
53
Gewandung wohl etwas ins Formlose, aber die Macht der
Hauptfigur, die Holdseligkeit und Frische der kleinen an-
betenden Genien, die hohe Schönheit der musicirenden Engel
sind mit einer freien Naivetät ausgesprochen, Womit nur die
besten Werke Mantegnas und Signorellfs wetteifern können.
In der Gemäldegalerie des Vaticans befindet sich noch ein17.
anderes Frescobild, welches dem Melozzo zugeschrieben wird;
es stellt den Papst Sixtus IV. dar, dermehreren Personen
Audienz giebt, ein scharfes, steifes Bild, aber voll naiver
Portraitwahrheit. Es ist interessant zu wissen, dass Melozzo
mit Raphaeks Vater, Giovanni Santi, nahe befreundet war,
und von ihm in einem Lobgedieht auf die Künstler seiner
Zeit hochgepriesen wirdx).
In Verona findet man mannigfach Spuren von bedeu- 13_
tendem Einfluss der paduanischen Schule, der sich hier jedoch
mit andern Einflüssen vermischt; wir werden dieselben später
kennen lernen.
ä. 143. Anders gestalteten sich die Dinge in Mai- 1.
land"). Einer der ersten bedeutenden Meister ist Vin-
cenzo Foppa der Aeltere, aus Brescia gebürtig, der nach
der Mitte des XV. Jahrhunderts blühte. Eins seiner Haupt-
bilder ist ein Martyrthum des heil. Sebastian, ein Wand-
gemälde, das aus der Kirche der Brera in die dortige Galerie
gebracht wurde, und in dem sich ein eigenthümlich scharfes
und strenges Formenstutlium zeigt. Doch steht das Werk
an Schärfe der Zeichnung, an Kenntniss der Modellirung
und der Farbe hinter den Fortschritten der Paduaner noch
weit zurück. Aehnlich ist Foppas Zeitgenoss Vincenzo 2-
Civerchio, der Aeltere, von welchem in der Antonius-
kapelle von S. Pietro in Gessate zu Mailand die Legende
des heil. Antonius von Padua u. a. m. in nicht sehr aus-
gezeichneten Frescobildern vorhanden ist. Ein anderer 3-
L
k) Vergl- Crowe u. Cavalcaselle H, 558.
M) Vefgl. Passavant: Beiträge, etc., im Kunstblatt 1838, N0, 56
f-y ein Aufsatz, welcher zur Geschißhte der ältern lombardisehen
Malerei sehätzbare Grundlagen liefert.