Kölner.
Der
Pseudo-Sehoreel.
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Basel einen Schimmer der Unsterblichkeit verbreiten; statt
dessen begegnet man dem verfeinerten, im Einzelnen Selbst
veredelten, oft aber auch abgeschwächten und verwilderten
Ausdruck der Inspirationen des XV. Jahrhunderts. Dass
eine Stockung der früher so gewaltigen Kräfte auch in andern
geistigen Gebieten vorhanden war, lehrt die verhältnissmässig
geringe und meist passive Betheiligung an den Kämpfen der
Zeit, deren wichtigste Vertreter alle aus Sachsen und Ober-
deutschland kamen. Und selbst die wahrhaft bedeutenden
Leistungen aus dieser Zeit hat eine falsche Tradition der
letzten Jahrzehende niederländischen Malern zugesprochen,
ohne dass man dieselbe bei den so dürftigen historischen
Nachrichten anders als durch Vergleichung mit den authen-
tischen Bildern dieser Niederländer widerlegen könnte. Immer-
'hin bleibt eine --'ohne Zweifel durch fortdauernde Ein-
wirkung vermittelte Aehnlichkeit beider Schulen übrig,
welche es im einzelnen Falle oft schwer macht, ein entschie-
denes Urtheil zu fällen. Nicht nur die miniaturartigc Voll-
endung alles Einzelnen, der Reiäthum der Beiwerke und
Landschaften, in bessern Werken auch die Harmonie des
Tons und die Behandlung des Helldunkels ist z. B. einigen
Kölnern und Niederländern zu Anfang des XVI. Jahrhun-
derts völlig gemeinsam, sondern auch die Art der realistischen
Aufiassungsweise überhaupt, welche sich mit dem Zunächst-
liegenden, mit gewöhnlichen Charakteren leichter zufrieden
giebt als die Schule Düreris, und dieselben mit ungleich ge-
ringerer Tiefe der Realität. auffasst als Holbein, dabei aber
eine feine und ansprechende malerische Durchführung mit
Glück zu erreichen pflegt. Die Anordnung ist oft ohne rech-
tes Gleichgewicht und selbst zerstreut; auch einzelne von der
fiandrischen Schule ererbte Gewohnheiten, wie z. B. die etwas
umständliche, brüchige Gewandung, scheinen sich hier länger
als bei den Oberdeutschen gehalten zu haben. Endlich ist
es wohl nicht zu gewagt, wenn wir den niederrheinischen
Malern vorzugsweise eine gewisse Neigung für die schmerz-
bewegten Scenen namentlich der: Passion zuschreiben, welche
schon im XV. Jahrhundert. sich geltend macht, gleichsam als
Kugler Malerei n. 36