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Buch III.
Italien.
XV. Jahrhundert.
Ferrara.
Doria zu Rom (dort Dosso Dossi benannt) und in der Galerie
des Kapitels (dort Lippi benannt) finden sich ebenfalls ein
Paar Bilder desselben Künstlers, welche wiederum den Lehr-
14. streit Christi darstellen. Eine besonders reiche und bewegte,
aber in der Anordn'ung (wie die meisten Arbeiten MazzolinYs)
überfüllte Darstellung des Unterganges Pharads im rothen
Meer befindet sich in der 4Solly'schen Sammlung zu Londona").
15. Einer ähnlichen noch alterthümlicheren Richtung, obwohl
ohne die Phantasterei des ebengenannten, folgt ein anderer
Ferrarese der Zeit, Domenico Panetti. Von ihm ist eine,
mit seinem Namen bezeichnete, übrigens nicht sehr bedeu-
tende Grablegung im Berliner Museum vorhanden.
16- Kehren wir wieder auf die Richtung der paduaner
Schule zurück. Sehr entschiedene Verwandtschaft mit der-
selben zeigt ferner Melozzo da. Forli, der seinen Werken
nach zu urtheilen vielleicht ein Schüler des Squarcione war,
erweislich aber der des Piero della Francesca, welchen wir
schon als Lehrer des Luca Signorelli erwähnten. In der
ehemaligen Apostelkirche zu Rom malte er im Jahre 1472
die Halbkuppel der Chemische aus, ein Werk, welches in
der damaligen Zeit Wenige seines Gleichen haben mochte.
Bei dem im vorigen Jahrhundert erfolgten Umbau dieser
Kirche wurden einzelne Stücke davon") gerettet: ein Welt-
schöpfer zwischen Engeln ist an der einen Treppe des quiri-
nalischen Pallastes angebracht, einzelne Engelüguren in der
Sakristei von S. Peter, und diese wenigen Reste zeigen eine
Schönheit und Fülle der Form, eine Verschmelzung von
sinnlicher und gemüthlicher Herrlichkeit, welche in ihrer
Weise mit den edelsten Schöpfungen Tizian's zu vergleichen
ist, obschon die Arte der Aeusserung eher an Coreggio
erinnert. Wie in den Kuppelgemälden des letztern, so ist
auch hier, ein halbes Jahrhundert früher, eine künstliche
perspectivische Verkürzung erstrebt, welche vielleicht dem
höhern kirchlichen Styl Eintrag thun mag, auch geht die
L
Bei D'Agincourt, a. a. 0., Taf.
H) Bei D'Aginc0urt, Taf. 142.
198 u.
199.