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Buch IV.
Norden.
XV I. Jahrhundert.
Holbein d.
253.
des königlichen Gefolges die Stiftungsurkunde des Hospitals
überreichend.
Von den übrigen Portraits nennen wir bloss die wich-
tigsten, nach derjenigen Reihenfolge, welche am ehesten der
ZeitTund der Entwickelung des Styles entspricht. Zu
6. Wiltonhouse (Landsitz des Grafen Pernbroke) das Bildniss
des alten Morus, Vaters des Kanzlers, von naivster Natur-
treue und mit besonders vorzüglichen Händen (1526
7- Im Louvre der Kanzler Morus selbst, mit goldner Kette
3- (1526). In der Dresdner Galerie das bisher dem Leonardo
da Vinci zugeschriebene Bildniss des englischen Goldschmie-
9- des Morett i), ein kluger, verschlossener Alter. In Hampton-
court das Bild des Lord Guilford, im Kopf etwas leer und
10- von schwerem Ton, sonst meisterhaft, bez. 1527. Im Louvre
zwei Bildnisse vom Jahre 1528, der Erzbischof Warham von
Canterbury und der Hofastronom Heinrichs VIIL, Nicolaus
Kratzer von München, das erste etwas flüchtig, namentlich in
den Händen, das letztere von gediegnerer Ausführung, beide
11.von ungemeiner Wahrheit der Auflassung. In den Uffizien
zu Florenz das Bild des Richard Southwell, aus demselben
Jahre und somit ein merkwürdiger Beweis für die grosse
Verschiedenheit der Ausführung in den einzelnen Werken
Holbeins; es ist eins der sorgfältigsten, mit unendlicher Zart-
heit. und edlem Naturgefühl gemalten Bildnisse, und im
jugendlich aristokratischen Charakter des Kopfes wie in der
Behandlung der schönen Tracht unübertrefflich zu nennen.-
In das Jahr 1529 gehört. ausser den schon genannten, auf
12. dem Continent gemalten Bildern, in Corshamhouse (Landsitz
der Familie Methuen) wahrscheinlich auch das Bildniss des
königlichen Schatzmeisters Sir Bryan Tuke, von feinster Durch-
bildung und einem leis melancholischen Ausdruck, aber sehr
13- verwaschen. Ein Bildniss in der Pinakothek in München,
14-n1it dem Datum 1529, einen jungen Mann darstellend. In
a") Vgl. einen Aufsatz von v. Quandt, Kunstbl. 1846, N0. B, mit
einer Nachbildung des Hollafschen Stiches, welche den wahren Nennen
des Dargestellten und des Künstlers beweist. Der Verf. stellt das Bild
m Farbenton zunächst mit dem Morus im Louvre zusammen.