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Buch
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Holbein d.
der Hand RafaePs von Urbino oder Tiziaxrs"; wohl aber mag
Manches von der Hand Holbeidswgewesen sein. Von den
U-Fresken am Rathhause glaubt. man einen Zug von Kindern
im Waffenspiel an der Bhcade und ein Fragment an der
Hofwand (links) wenigstens auf eine Holbein'sche Grundlage
zurückführen zu können.
Endlich erwähnen wir hier aim besten der Holzschnitt-
werke, welche theils erweislich, theils wahrscheinlich vor der
Üebersiedelung nach England entstanden. Dass Holbein
selbst hie und da in Holz geschnitten, ist wohl möglich;
dass aber die Hauptwerke dieser Art nach seinen Zeichnun-
gen von Andern, das Vortrefflichste von Hans Lützel-
burger, geschnitten wurden, ist jetzt zur Ueberzeugung
dargethank). Es sind Bilder zum alten Testament, drei
Alphabete von verschiedener Grösse, einzelne Figuren und
12. Titeleinfassungen, und der berühmte Todtentanz in mehr
als 40 Blättern, welcher schon von 1538 an in Lyon viele
Male neu abgedruckt und mannigfach nachgebildet worden
istH).
Die Idee einer symbolischen Darstellung der Nichtigkeit
alles Irdischen und der Gleichheit vor dem Tode hatte schon
den ältern Todtentänzen zu Grunde gelcgcnaim"). In dem-
jenigen des Predigerklosters zu Basel War der Tanz jedes
einzelnen Standesrepräsentanten mit seinem besondern Tode
ohne Zuthaten und Idintergruxnd bis zur Eintönigkeit durch-
geführt. Holbein nahm den Gedanken tiefer, geistvoller,
aber noch bittrer und unversöhnlicher wieder auf; statt der
immer wiederkehrenden Tanzbewegung lässt er die einzelnen
i) Insbesondere in den genannten Aufsätzen von Sotzmann und
P, Viseher, letzterer im Kunstbl. 1838, N0. 50 u. f., gegen die er-
wähnten Schriften Rumohr's. Vgl. S. 272.
H) Les simulaclzres et historiees faces de la mort, autant ele-
gamment pourtraictes, que artificiellement imaginäes, A. Lyon.
Neuerlieh faesimilirt von Prof. Sehlotthauer.
f") Der zahlreichen Portraits jener Zeit nicht zu gedenken, welche
von einem Gerippe begleitet sind. Dies gehört zusammen mit andern
Erscheinungen jener lebenslustigen Zeit, mit den Gebeten und Zaube-
reien wider schnellen Tod, mit dem Cultus des h. Christoph. mit man-
ghen Beispielen freiwilliger Busse der strengsten Art.